Mittelland
Kanton Bern

Aufräumarbeiten in Brienz wegen Gefahr von neuen Unwettern kurz unterbrochen

Unwetter im Oberland

Aufräumarbeiten in Brienz wegen Gefahr von neuen Unwettern kurz unterbrochen

15.08.2024, 08:08 Uhr
· Online seit 12.08.2024, 19:38 Uhr
Am Montagabend sind Unwetter über den Kanton Bern gezogen. Besonders prekär war die Lage in Brienz. Die Aufräumarbeiten mussten am Mittwochmittag wegen der Gefahr neuer Unwetter unterbrochen werden. Die Zugstrecke nach Grindelwald bleibt bis am Freitag gesperrt.

Quelle: CH Media Video Unit / David Walder

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Das Unwetter wütete am Montag in der Schweiz, besonders das Berner Oberland war stark betroffen. So kam es zu diversen Schäden an Bahnanlagen und Strassen, wodurch der Verkehr stark beeinträchtigt wurde. Unter anderem kam es in Därligen am Thunersee, in Brienz und zwischen Zweilütschinen und Grindelwald zu Schäden aufgrund von Unwettern.

Hier die Übersicht über die grössten Schäden im Kanton Bern.

«Haben eine lange Nacht hinter uns»: Das sagen die Brienzer Behörden

In Brienz wurden nach Überschwemmungen 70 Personen evakuiert und ein Sperrgebiet eingerichtet. Zwei Personen wurden verletzt – eine davon musste aus einem Auto befreit werden, wie die Polizei mitteilt. Am Dienstagvormittag informierten die Behörden über den Stand der Dinge.

An der Medienkonferenz machten Peter Zumbrunn, Gemeinderatspräsident von Brienz, und Reto Filli, Chef des Regionalen Führungsstabs Oberer Brienzersee, darauf aufmerksam, dass das Sperrgebiet «Brienz Änderdorf» eine «absolute rote Zone» sei und das Betreten für nicht berechtigte Personen verboten sei.

Die Durchfahrt durch Brienz bleibt nach wie vor gesperrt, aber die Räumung der Hauptstrasse sei gestartet und Räumungsgeräte im Einsatz. Wie der Gemeinderatspräsident erklärt, bleibe auch der Bahn- und Schiffsverkehr unterbrochen, doch wurden Ersatzbusse organisiert, welche via A8 nach Interlaken fahren.

Entwarnung gibt es von einer ersten Meldung, wonach Trinkwasser abzukochen sei. «Das Trinkwasser ist einwandfrei geniessbar», so die Verantwortlichen. Da bereits bald wieder mit neuen Gewitterzellen gerechnet werden müsse, gebe es nun einen engen Zeitraum, um Massnahmen umzusetzen, um weitere Verschüttungen von Gebäuden zu verhindern. Einige Gebäude wurden bereits durch das Unwetter beschädigt; wie viele und wie stark könne aber noch nicht gesagt werden. «Die Häuser werden in den nächsten Stunden von Spezialisten besichtigt», teilt Peter Zumbrunn mit.

Update am Mittwoch 14. August: Die Räumungsarbeiten in Brienz werden in der «roten Zone» ab dem Mittag aus Sicherheitsgründen unterbrochen, das hat TeleBärn-Reporter Quinn Lauener von Reto Filli vom Regionalen Führungsorgan RFO erfahren. Grund sind drohende neue Gewitter, die im Schadengebiet erneut zu gefährlichen Situationen führen könnten.

Für den späten Nachmittag ist in Brienz erneut zu einer Medienkonferenz eingeladen worden.

Die Beurteilung eines Geologen am Dienstagmorgen sei für die Gemeinde positiv verlaufen. «Wir hatten die Befürchtung, dass es zu Wasserrückstau gekommen ist. So hätten wir nicht mit den Aufräumarbeiten beginnen können», sagt der Gemeinderatspräsident vor den Medien. Zum aktuellen Zeitpunkt könne das Wasser ablaufen. Nun versuche man, das Wasser in den bestehenden Lauf des Milibachs zu lenken. Auch müsse man beurteilen, ob der Perimeter der Sperrzone erweitert werden müsse.

Durch einen Murgang seien am Montagabend Gebäude, parkierte Fahrzeuge, Strassen sowie Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs beschädigt worden. Ein Video zeigt, wie ein Auto von Wassermassen eines lokalen Bachs weggeschwemmt wird.

Quelle: Leserreporter / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Strecke der Brienz Rothorn Bahn beschädigt

Der Bahnhof in Brienz stand am Montagabend unter Wasser. Das Gleis der Zentralbahn war überflutet, wie Bilder zeigen. Betroffen vom Ausfall sind die Zug-Linien PE und R70. Zwischen Interlaken Ost und Meiringen ist der Zugverkehr unterbrochen, Ersatzbusse seien im Einsatz. Die Sperrung der Zentralbahn-Strecke dürfte noch mehrere Wochen andauern.

Auch die bekannte Zahnradbahn auf das Brienzer Rothorn hat ihren Betrieb vorübergehend eingestellt, wie die Verantwortlichen mitteilt. Besonders stark betroffen von Schäden sind die Planalpfluhtunnel bis zur Mittelstation Planalp. Auch oberhalb der Planalp sowie bei der Mittel Staffel sind grössere Schäden zu verzeichnen», heisst es.

Zugstrecke nach Grindelwald bis am Freitag zu

Unterbrochen bleibt die Zugstrecke zwischen Zweilütschinen und Grindelwald. Betroffen ist die Linie R61. Die Zugstrecke bleibt bis mindestens am Freitag gesperrt, wie die Berner Oberland Bahn, BOB mitteilt. An Gleis und Fahrleitung seien Schäden durch das viele Wasser und umgestürzte Bäume entstanden. Ab Dienstagabend werde ein Bahnersatzbus betrieben.

Wie Gemeindepräsident von Grindelwald Beat Bucher gegenüber Keystone-SDA sagte, sei am Montagabend ein Baum auf einen Zug gestürzt, es habe jedoch keine Verletzten gegeben. Insgesamt seien von den Einschränkungen im Schienen- und Strassenverkehr etwa 150 Personen betroffen. Diese hätten in Notunterkünften übernachtet.

Mit dem öffentlichen Verkehr sei ein Weiterkommen via Männlichen oder kleine Scheidegg, Wengen, Lauterbrunnen nach Interlaken möglich, allerdings dauere dies länger, sagte Bucher. Über diese Strecke habe man auch in der Nacht Leute befördert.

Strasse nach Grindelwald wieder offen

Auch die Strassen nach Grindelwald war nach einem Murgang gesperrt. Die Räumungsarbeiten im Bereich der Wartenberggrabenbrücke haben begonnen, wie der Kanton am Dienstagmittag mitteilt. Ab 13.30 Uhr war die alte Strasse nach Grindelwald wechselseitig befahrbar, jedoch nur für Fahrzeuge bis maximal 3,5 Tonnen.

Wie die kantonale Bau- und Verkehrsdirektion mitteilte, wird die Kantonsstrasse zwischen Zweilütschinen und Grindelwald am Dienstagabend um 20 Uhr wieder geöffnet. Weil die Räumungsarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind, ist vorerst nur eine Fahrspur offen. Der Verkehr wird wechselseitig geführt und durch ein Lichtsignal geregelt.

Hauptstrasse in Därligen am Mittwoch wieder offen

Wie ein Bild eines TeleBärn-Zuschauers zeigt, wurde in Därligen am Montag das Gleis der Zugstrecke teilweise mit Wasser überflutet und von Geschiebe zugedeckt. Wie die SBB schrieb, war der Zugverkehr zwischen Spiez und Interlaken Ost unterbrochen.

Betroffen waren die Linien IC61, IC81, ICE und RE9, also alle Züge, die zwischen Spiez und Interlaken verkehrten.

Auch auf der Hauptstrasse zwischen Spiez und Interlaken kam es zu Einschränkungen. In Därligen konnte am Mittwoch die Hauptstrasse aus Richtung Interlaken wieder für den Verkehr freigegeben werden. Das Geröll, welches am Montag auf die Strasse gefallen war, konnte geräumt werden.

130 Meldungen im Kanton Bern – Blitz traf Wohnhaus

Bei der regionalen Einsatzzentrale Thun gingen zwischen circa 17.30 Uhr und 22.00 Uhr rund 130 Meldungen ein. Die meisten davon betrafen den Grossraum Brienz, wo mehrere Strassen und Plätze überflutet wurden.

Der Polizei wurde ausserdem gemeldet, dass am Montagabend in Münchenbuchsee ein Blitz in ein Einfamilienhaus eingeschlagen habe. Das Dach fing Feuer und konnte durch die Angehörigen der Feuerwehr Region Moossee schnell unter Kontrolle gebracht und gelöscht werden. Verletzt wurde niemand. Die Berner Gebäudeversicherung rechnet nach den Gewittern am Montag mit Unwetterschäden von 25 bis 30 Millionen Franken. Man habe kantonsweit bereits über 200 Schadensmeldungen erhalten.

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70'000 Blitze am Himmel

Auch im Emmental zwischen Zäziwil und Signau meldet die SBB einen Schaden an den Geleisen. Einen Zusammenhang mit Unwettern war zunächst noch unklar. Der Bahnverkehr auf der Strecke Bern nach Langnau sei eingeschränkt. Die Dauer der Einschränkung wird voraussichtlich bis spät in die Nacht andauern, schreibt die SBB auf Anfrage von BärnToday.

Insgesamt wurden am Montagabend in der Schweiz über 70'000 Blitze registriert, wie Meteoschweiz auf Social Media mitteilt.

Wegen der heftigen Gewitter vom Montagabend leitete der Flughafen Zürich 16 Flüge um. Wegen eines Gewitters über der Region Kloten sei die Abfertigung der Flüge am Flughafen Zürich zwischenzeitlich nicht möglich gewesen, sagte ein Flughafensprecher. Der Abfertigungsstopp erfolgt aus Sicherheitsgründen. Mitarbeitende des Flughafens dürfen sich bei starken Gewittern nicht im Freien aufhalten.

(mfu/dak/sda)

veröffentlicht: 12. August 2024 19:38
aktualisiert: 15. August 2024 08:08
Quelle: BärnToday

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