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Die Krätze grassiert weiter – eine Berner Apotheke ist führend im Kampf gegen die lästigen Milben.

Krankheit

Abgabe von Medikamenten zeigt: Krätze grassiert weiterhin im Kanton Bern

· Online seit 23.07.2024, 08:30 Uhr
Die Krätze verbreitet sich seit einiger Zeit wieder vermehrt in der Schweiz – auch im Kanton Bern. Eine Übersicht zu Fallzahlen gibt es nicht, da die Krankheit zwar lästig, aber nicht bedrohlich ist. Krätze-Medikamente werden im Kanton Bern nach wie vor regelmässig an Betroffene abgegeben, wie ein Blick auf spezialisierte Apotheken in Bern zeigt.
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Lange Zeit war die Krätze ein Relikt aus vergangener Zeit – die Krankheit galt praktisch als ausgerottet. Seit einigen Jahren ist sie wieder auf dem Vormarsch, auch im Kanton Bern brach sie wieder häufiger aus. BärnToday hatte im April darüber berichtet. Krätze wird durch eine Milbe ausgelöst, die sich unter der menschlichen Haut fortpflanzt, das führt zu Entzündungen und starkem Juckreiz.

Wie sich die Ausbreitung der Krätze seit April entwickelt hat, ist schwierig zu beurteilen. Denn die Krankheit ist nicht meldepflichtig und es liegen keine genauen Fallzahlen vor, wie die Berner Gesundheitsdirektion immer wieder betont. Dass es nach wie vor zu Ansteckungen kommt, zeigt aber der Blick in die Apotheken, die das entsprechende Krätze-Medikament «Ivermectin» auf Rezept an Patientinnen und Patienten abgeben.

Krätze schon vor der Pandemie verbreitet 

«Aktuell hat sich die Nachfrage nach dem Krätze-Medikament auf hohem Niveau stabilisiert», sagt Martin Beyeler, Geschäftsleiter der Apotheke Unitobler in der Berner Länggasse. Krätze hatte sich bereits vor der Covid-Pandemie ausgebreitet, ausgehend vor allem von Asylunterkünften. Die Corona-Massnahmen und die reduzierten Kontakte zwischen Menschen verhinderten dann auch weitere Krätze-Ansteckungen. «Aktuell sind wir wohl auf einem Niveau wie vor der Pandemie, vielleicht etwas höher», so Beyeler.

Das Medikament gegen Krätze werde in der Apotheke in der Länggasse in Bern sicher einmal, oft mehrmals pro Woche an Personen mit einem entsprechenden Rezept abgegeben. «Betroffen sind Personen jeder Herkunft, sozialen Schicht und jeden Alters», erklärt Beyeler. Eine genaue Einschätzung bezüglich der Fallzahlen ist aber auch für den Apotheker schwierig.

Knowhow in der Apotheke Unitobler

Die Krankheit ist zwar äusserst lästig für Betroffene, aus Sicht der Behörden aber zu wenig bedrohlich, um Massnahmen zu ergreifen. Trotzdem würde Apotheker Martin Beyeler eine Meldepflicht begrüssen. «Aus wissenschaftlicher Sicht und für Betroffene wäre eine Übersicht der Fallzahlen spannend und wertvoll.» Von diesem Wissen könnten beispielsweise Institutionen wie Kindertagesstätten oder Asyl-Unterkünfte bei einem Ausbruch der Krankheit profitieren.

Eine Meldepflicht müsste national über das Bundesamt für Gesundheit BAG eingeführt werden. Vorgesehen ist eine entsprechende Massnahme bisher nicht, wie das BAG im Frühling mitteilte. Die Kantone können unabhängig vom Bund selbst Massnahmen gegen Krankheiten erlassen. Der Kanton Zürich hat im Juni als erster Kanton konkrete Massnahmen gegen die Krätze ergriffen. Das Kinderspital Zürich und das Kantonsspital Winterthur bieten eine explizite Sprechstunde für Betroffene an. Der Kanton Bern hat es bisher mit einem Merkblatt auf seiner Webseite bewenden lassen.

Apotheke Unitobler als wichtiger Produzent des Krätze-Medikaments

Die Apotheke Unitobler in der Berner Länggasse stellt das Krätze-Medikament «Ivermectin» selbst her – und das hat einen guten Grund: Bis vor kurzem gab es auf dem Schweizer Markt keine Medikamente gegen Krätze. Die Apotheken mussten Ivermectin-Tabletten relativ teuer aus dem Ausland importieren, wie Beyeler sagt. Nun gebe es einen Hersteller in der Schweiz, der das Medikament anbiete – allerdings immer noch zu einem hohen Preis und so, dass es Patientinnen und Patienten nur via Zusatzversicherung mit der Krankenkasse abrechnen können.

«So wie wir das Medikament herstellen, wird es von der Grundversicherung gedeckt», sagt der Apotheker. Ausserdem sei man in der Dosierung je nach Fall sehr flexibel, was ein Vorteil sei, erklärt Martin Beyeler. Wichtig sei, dass nicht nur bereits erkrankte Personen behandelt werden, sondern auch Kontaktpersonen. Weil sich Krätzemilben durch Kontakt zwischen Personen verbreiten und die Inkubationszeit so lange ist, wird der Parasit sonst immer weitergegeben.

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veröffentlicht: 23. Juli 2024 08:30
aktualisiert: 23. Juli 2024 08:30
Quelle: BärnToday

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