Mittelland

Arztpraxen schlagen Alarm: Kinderärztemangel erreicht im Kanton Solothurn kritische Grenze

Praxen schlagen Alarm

Kinderärztemangel erreicht in Solothurn kritische Grenze

· Online seit 07.04.2024, 07:05 Uhr
Im Kanton Solothurn herrscht akuter Kinderärztemangel. Zudem verlieren tausende Kinder durch Pensionierungen ihre Betreuung ohne Aussicht auf Nachfolge. Eine Gruppenpraxis in Solothurn fordert Massnahmen, während die Politik eine Intervention plant.
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Im Kanton Solothurn fehlt es an Kinderärzten. Zudem stehen Pensionierungen bevor. Oliver Adam, ein erfahrener Kinderarzt in der Gruppenpraxis am Bürgerspital Solothurn, macht sich ernsthafte Sorgen über die Lage, wie die «Solothurner Zeitung» schreibt. Die Arbeitsbelastung in der Praxis sei bereits hoch und der anhaltende Mangel an Kinderärzten im Kanton sei ein langjähriges Problem.

Die jüngsten Entwicklungen verschärfen die Situation weiter, da mehrere Praxen schliessen, ohne dass Nachfolger gefunden werden können. Diese unsichere Zukunft belastet nicht nur das vorhandene Personal, sondern gefährdet auch die Versorgung von tausenden Kindern in der Region, sagt Adam gegenüber der Zeitung.

Viele Eltern und Kinder sind verunsichert

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Notfalldienst, der von allen Kinderärzten im Kanton getragen wird. Dieser sei zwar bisher gewährleistet, aber auf Kosten einer zusätzlichen Belastung für das verbleibende Personal. Die Routineversorgung, insbesondere Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen, stehe hingegen vor grossen Herausforderungen. Die Zukunft dieser grundlegenden medizinischen Versorgung sei ungewiss und viele betroffene Eltern und Kinder seien verunsichert.

Die Gruppenpraxis, in der Oliver Adam tätig ist, spürt die Auswirkungen dieser Entwicklungen unmittelbar. Die Anzahl der Notfallbehandlungen von Kindern, die keinen Arzt oder keine Ärztin in der Praxis haben, habe sich innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. «Das stellt eine enorme Belastung für das vorhandene Personal dar, insbesondere an Tagen mit einem hohen Patientenaufkommen», so Adam.

Noch keine klaren Zusagen aus der Politik

Um dieser Herausforderung zu begegnen, plant die Gruppenpraxis ein Pilotprojekt, das darauf abzielt, das bestehende ärztliche Personal zu entlasten. Dies soll durch die Einführung von Pflegefachkräften und medizinischen Praxisassistentinnen mit spezifischen Weiterbildungen erreicht werden. Die Fachkräfte sollen sich insbesondere um Routinefälle kümmern und so die Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen.

Allerdings gibt es noch Hürden zu überwinden, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung dieses Pilotprojekts. Obwohl die Gruppenpraxis bereit ist, die Initiative zu ergreifen, um die Situation zu verbessern, fehlt es an klaren Richtlinien und finanzieller Unterstützung seitens der Krankenkassen und der öffentlichen Hand.

In dieser schwierigen Situation hat Oliver Adam die Politik um Unterstützung gebeten. Er hat sowohl die Solothurner Stadtpräsidentin Stefanie Ingold, als auch das kantonale Gesundheitsamt angeschrieben, um auf die Dringlichkeit der Lage hinzuweisen und um konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Situation zu bitten. Bisher gibt es jedoch keine klaren Lösungen oder Zusagen seitens der Politik. Man begrüsse aber, dass konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation eingereicht wurden, wie Peter Eberhard, Chef des Gesundheitsamts, sagt.

(SZ/ckp)

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veröffentlicht: 7. April 2024 07:05
aktualisiert: 7. April 2024 07:05
Quelle: 32Today

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