Mittelland

«Eine gewisse Angst vor der Asiatischen Hornisse ist da»

Berner Imker

«Eine gewisse Angst vor der Asiatischen Hornisse ist da»

· Online seit 20.07.2023, 07:09 Uhr
Die Asiatische Hornisse, welche die heimischen Bienen angreift und tötet, ist auch im Kanton Bern auf dem Vormarsch. Der Berner Imker Felix Gerber, der sich schon seit längerem mit Hornissen befasst, erklärt, wie er damit umgeht.

Quelle: Asiatische Hornisse im Kanton Bern / TeleBärn / Beitrag vom 20. Juli 2023

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BärnToday: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage mit den Asiatischen Hornissen ein?

Felix Gerber: Wir haben zunehmend Meldungen für das Auftreten der Asiatischen Hornisse – im Raum Mittelland, im Jura, seit Kurzem auch im St. Galler und im Bündner Rheintal und jetzt noch im Wallis. Es nimmt zu.

Wie ist die Stimmung bei den Imkerinnen und Imkern?

Gespanntes Abwarten. Wir sind gut informiert von Bienen Schweiz und vom Bienengesundheitsdienst. Seit 2020 gibt es Informationen dazu: Zum Beispiel über den Unterschied zwischen der Europäischen und der Asiatischen Hornisse oder wie man vorgehen soll, wenn man eine Asiatische Hornisse sichtet.

Gibt es Imkerinnen oder Imker, die nun Angst haben?

Es ist sicher eine gewisse Angst vorhanden. Gerade auch, weil wir in der Schweiz im Umgang mit der Asiatischen Hornisse noch nicht so vertraut sind, beispielsweise im Gegensatz zu Frankreich, wo das schon länger ein Problem ist. Es ist ein grosser Respekt da und es ist zusätzliche Arbeit für uns, wenn wir vermehrt mit dieser Situation konfrontiert sind. Ganz konkret: Diese Nester zu suchen, zu finden und durch professionelle Fachleute bekämpfen zu lassen.

Wie erkennt man die Asiatische Hornisse?

Sie ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse, aber deutlich grösser als eine Wespe. Sie ist auffällig gelb-schwarz, also eigentlich in den YB-Farben, gefärbt. Zudem fallen die gelben Enden der Beine auf. Die europäische Hornisse ist gelb-braun, gelb-dunkelorange.

Können Imkerinnen und Imker irgendwelche Vorkehrungen treffen, um die Bienen zu schützen?

Das ist ziemlich schwierig. Wir sind aufgefordert, Sichtungen von Asiatischen Hornissen zu melden. Entweder auf der Hotline des Bienengesundheitsdienstes apiservice 0800 274 274 oder auf der Website www.asiatischehornisse.ch. In so einem Fall würden Leute des Bienengesundheitsdienstes kommen und versuchen, die Hornissen einzufangen und zu markieren, damit man den nächsten Standort findet. Dann könnte man die Nester mit Insektizid behandeln, also zerstören. Wenn man selber ein solches Nest entdeckt – diese sind kugelförmig, also ganz rund – darf man auf keinen Fall zu nahe herangehen. Die Asiatische Hornisse ist unglaublich aggressiv, wenn sie das Gefühl hat, dass ihr Nest in Gefahr ist. Viel aggressiver als die europäische.

Was passiert, wenn sich die Asiatischen Hornissen bedroht fühlen?

Sie alarmieren sich gegenseitig, kommen zu Hunderten bis zu Tausenden auf einen los und stechen. Das Hornissengift ist weniger giftig als das Bienengift. Die uralte Mär, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten, ist absoluter Quatsch. Die Asiatische Hornisse ist aber eine sehr aggressive Grosswespe. Wenn sie einen sticht, schmerzt es mehr als bei einem Bienenstich. Der Anteil im Hornissengift, der weh tut, ist relativ gross. Die Giftigkeit ist aber nicht gefährlich – ausser, wenn man allergisch ist, dann muss man blitzartig ins Spital gehen.

Ist die Asiatische Hornisse gefährlicher als die europäische?

Wesentlich gefährlicher. In der Regel nistet die Asiatische Hornisse weit oben in der Baumkrone, was es schwierig macht, die Nester zu finden. Es kommt aber immer wieder vor, dass sie das Nest in einem Geräteraum, in einem Schuppen, unter einem Vordach oder in einem Dach bauen. Besonders gefährlich wird es, wenn sich Kinder in der Nähe eines solchen Nestes aufhalten und dann angegriffen werden.

Quelle: ArgoviaToday

Inwiefern ist die Asiatische Hornisse für Bienen gefährlich?

Sie ernährt sich sehr gerne von Bienen. Sie braucht das Fleisch, vor allem den Flugmuskel, für die Ernährung ihrer Larven. Während sich Bienen von pflanzlichem Eiweiss ernähren, brauchen sämtliche Wespenarten wie eben die Hornisse tierisches Eiweiss. Die Asiatische Hornisse ist spezialisiert darauf, Bienen zu jagen. Sie macht das sehr aggressiv und äusserst geschickt. Sie hat über Jahrhunderte gelernt, dass man beim Eingang eines Bienenstockes am meisten Bienen findet. Ausserdem jagt sie im Schwarm, was dazu führt, dass sich Bienenvölker irgendwann nicht mehr aus dem Nest trauen. Wenn die Imkerin oder der Imker das nicht rechtzeitig bemerkt und das Bienenvolk nicht mehr genügend Vorrat hat, geht das Volk ein, weil es verhungert.

Gab es schon mal eine vergleichbare Bedrohung für die Bienen?

Ja, in den 80er-Jahren hat man die Varroamilbe durch Importe von Bienenvölkern aus dem asiatischen Raum eingeschleppt. Sie hatte in Europa lange keine natürlichen Feinde. Die blutsaugende Varroamilbe, welche die Bienen durch die Injektion von Viren schwächt, ist aktuell immer noch das grössere Problem als die asiatische Hornisse.

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veröffentlicht: 20. Juli 2023 07:09
aktualisiert: 20. Juli 2023 07:09
Quelle: BärnToday

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