Im Kanton Bern gab es letzte Woche eine überraschende Wende in der Spitalpolitik. Die Gesundheitsdirektion teilte mit, dass sie einen «Rettungsschirm» aufspannt für Spitäler und Gesundheits-Institutionen in finanzieller Not. Bis 2028 will der Kanton Bern maximal 100 Millionen Franken zur Verfügung stellen. Dies für den Fall, dass Spitäler oder Psychiatrische Kliniken zahlungsunfähig zu werden drohen.
Zuvor hatte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Schnegg (SVP) stets betont, die Spital-AGs müssten selber schauen, wie sie über die Runden kommen. Doch die Probleme türmen sich: Fachkräftemangel, Teuerung, zu tiefe Tarife, steigende Löhne – die Spitäler sind in die Bredouille geraten.
Die Not ist gross
Besonders prekär ist die Finanzlage bei den Psychiatrischen Kliniken, sie dürften bald Anträge stellen, um sich einen Teil der 100 Millionen Franken als Notreserve zu sichern. Aber auch die SRO, die Spitalregion Oberaargau, hat sich gemeldet. Sie hat bereits die Zusage erhalten, dass sie bei Bedarf auf ein Darlehen von vier Millionen Franken bis Ende Jahr zurückgreifen kann.
SRO-Finanzchef Rolf Hayoz sagt im Langenthaler Tagblatt, es handle sich um eine reine Vorsichtsmassnahme. Er hoffe, dass die SRO das Darlehen nicht beanspruchen müsse. Aber von nichts kommt die Anfrage an den Kanton nicht – das Spital Langenthal sitzt auf ungedeckten Kosten. Vor allem für die 24-Stunden-Notfallversorgung bleiben jährlich bis zu vier Millionen Franken ungedeckt.
Hinzu kommen die Personalkosten, sie machen fast zwei Drittel der Auslagen des Unternehmens aus. Die SRO hat etwa 1200 Angestellte, Lohnerhöhungen schlagen sofort zu Buche.
Eine Schliessung droht (vorerst) nicht
Die Lage sei nicht akut – die laufenden Verpflichtungen könne man erfüllen, sagt Finanzchef Hayoz. Doch für Rückstellungen, um künftige Investitionen zu stemmen, reiche es nicht. Die SRO AG lebt also quasi «von der Hand in den Mund». Zudem fehlen Reserven an flüssigen Mitteln. Das hat mit den 160 Millionen Franken zu tun, die seit 2010 von der SRO im Oberaargau investiert wurden.
Die Schliessung des Spitals Langenthal droht also vorderhand nicht, anders als die Spitäler Münsingen und Tiefenau, die letztes Jahr in der Region Bern geschlossen wurden. Aber die Lage wird eher früher als später auch in Langenthal ungemütlich. Denn Spitäler müssen rentieren, sonst können sie nicht mehr investieren und verlieren bei den Patientinnen und Patienten früher oder später an Renommee und Zulauf. Und wenn das passiert, ist eine Schliessung nicht mehr undenkbar.
Der Rettungsschirm des Kantons Bern hilft der SRO AG zunächst übers Gröbste hinweg. Dass er überhaupt gespannt werden muss, ist aber ein klares Zeichen, dass die Lage in der Berner Spitallandschaft kritisch ist. Die grundlegenden Probleme werden durch die Kantonshilfe zwar gelindert, aber nicht gelöst.
(mj)
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