Im Kanton Bern hat die Bevölkerung seit Einführung des neuen Recyclingsystems letzten Mai bereits über 430 Tonnen Plastik zurückgegeben. Das Interesse ist gross, sagt Marc Briand, Geschäftsführer des Sammelsystems «Bring Plastic Back – Sammelsack», gegenüber BärnToday. Man habe die Ziele immer wieder gegen oben korrigiert und dann doch übertroffen. «Das stimmt mich extrem positiv», sagt Briand.
Kantonsweit gleiche Bedingungen
Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit der Avag AG und dem Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern entstanden und ermöglicht, dass im ganzen Kanton die Gemeinden zu den gleichen Konditionen den Plastikabfall recyclen können. Die Struktur sei der Idee des gebührenpflichtigen Abfallsacks angelehnt, erklärt Briand. Das, um Synergien zu nutzen, was die Logistik anbelange. «Wir wollen Kosten koordinieren und das Ganze möglichst ökonomisch und ökologisch abwickeln.»
Zu Beginn waren 50 Gemeinden beteiligt, mittlerweile sind es über 160 und es werden immer mehr. Sein achtköpfiges Team habe alle Hände voll zu tun und sei mit Anfragen überhäuft worden, sagt Briand. Pro Monat können rund 15 neue Gemeinden dazu kommen, das System wächst also kontinuierlich weiter. Die dafür notwendigen politischen Entscheidungen würden sehr schnell gefällt und der Kanton Bern hat laut Briand eine Vorreiterrolle. Ähnliche Projekte seien aktuell auch bei anderen Kantonen ein Thema.
Es gibt aber auch Gemeinden, die sich gegen die Lösung entscheiden haben – entweder, da sie eine andere Methode haben, Plastik zu sammeln, oder weil sie zu klein sind, um eine eigene Verkaufs- und Sammelstelle zu eröffnen. Hier gäbe es aber bereits jetzt schon Absprachen zwischen gewissen Gemeinden, damit die Haushalte trotzdem Plastik sammeln und abgeben können.
Nutzung liege bei rund 40 Prozent
Aktuell sei die Nutzung aber im tiefen Bereich, so Briand. Rund 50 Prozent der Berner Bevölkerung habe Zugang zum System, doch noch sei das neue Recycling nicht in den Köpfen der Menschen angekommen. «Ich sage, wir sind jetzt vielleicht etwa bei 40 Prozent der Bevölkerung, die mitsammelt.» Seit Mai seien 1,2 Millionen Sammelsäcke verkauft worden, informierte die Projektgruppe im Januar.
Information und Vertrauen seien hierbei ein grosses Thema. Es gäbe viele Gerüchte darüber, was mit dem Kunststoff geschehe. Das Team von «Bring Plastic Back» ist darum auch in Einkaufszentren präsent oder besucht Schulen, um über den Prozess zu informieren. Es brauche noch ein Umdenken, bilanziert Briand.
Gratis Angebot als Anreiz?
Die Säcke kostenlos anzubieten, um mehr Leute für das Recyclen von Haushaltskunststoff zu begeistern, sei aber keine gute Lösung: «Recycling ist nicht gratis.» Die Qualität der Sammelware sei sehr gut, weil die Personen sensibilisiert seien, was in den Sack gehöre. «Wenn es gratis wäre, dann wäre es alles drin», sagt Briand.
Was im Sack zurück an das Unternehmen kommt, wird in Granulat verwandelt und dann beispielsweise in Putzmittelflaschen oder Kabelschutzrollen, die auf Baustellen zum Einsatz kommen.
Die Wertschöpfung des gesamten Prozesses bleibe hauptsächlich in der Schweiz, lediglich das Sortieren finde im österreichischen Lustenau direkt neben der Schweizer Grenze statt, erklärt Briand. Das jedoch nur, weil es keine Sortieranlage im Inland gäbe – bis jetzt. «Das wird sich ändern, wir haben ein Projekt.» In den nächsten fünf Jahren soll eine eigene Anlage entstehen, um jeden Schritt des Prozesses in der Schweiz erledigen zu können. Einzige Bedingung: «Wir brauchen eine Sammelmenge von rund 30'000 Tonnen Haushaltskunststoff, damit es sich lohnen würde.»