Die Gletscher in der Schweiz ziehen sich aufgrund des Klimawandels immer weiter zurück. Manchmal gibt das «ewige Eis» nicht nur Geröll und Steine frei, sondern uralte archäologische Gegenstände.
Laut einer Mitteilung des Kantons Bern häufen sich solche Funde. Damit potenziell wertvolle archäologische Gegenstände nicht verloren gehen, reagieren die Behörden und lancieren eine neue App, mit der Entdeckungen direkt dem Archäologischen Dienst gemeldet werden können. Die App heisst «IceWatcher».
So funktioniert die neue App
Mittels der App IceWatcher können Berggängerinnen und Berggänger solche Funde in wenigen Schritten den zuständigen kantonalen Fachstellen melden. In der App wird zuerst die Art des Fundes ausgewählt. Dann folgen eine Nahaufnahme zusammen mit einem anderen Gegenstand zur Grössenangabe – zum Beispiel mit einem Sackmesser – und eine Aufnahme der Umgebung.
Die Daten werden von der App automatisch mit dem Standort versehen und anschliessend dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern übermittelt. Die Fachstelle beurteilt die Funde und leitet die geeigneten Massnahmen für deren Bergung und fachgerechte Konservierung durch Spezialistinnen und Spezialisten ein.
Generell sollten die Objekte nicht berührt werden. Zudem sollte die Fundstelle mit Steinen oder Stangen markiert werden, damit sie einfach wieder gefunden wird. Oft handelt es sich um archäologisch wertvolle Funde aus Holz, Stoff oder Leder, die normalerweise aufgrund von natürlichen Abbauprozessen nicht erhalten bleiben.
Die App IceWatcher wurde von der Kantonsarchäologie Wallis lanciert. Sie ist in den Kantonen Bern, Wallis, Graubünden, Uri und Waadt sowie in den Alpengebieten von Frankreich, Italien und Österreich anwendbar.
Zeugen menschlicher Aktivitäten
Im Kanton Bern konnten im Hochgebirge schon mehrere Hundert freigeschmolzene Objekte aus Metall oder organischen Materialien geborgen werden. Sie stammen aus einem Zeitraum von der Jungsteinzeit bis zur Frühen Neuzeit. Die Funde liefern wertvolle Informationen zu menschlichen Aktivitäten im Hochgebirge, zur materiellen Kultur, zu regionalen und überregionalen Verkehrswegen und Kontaktnetzen sowie zur globalen Klimageschichte.
So zeugen zum Beispiel die Funde aus dem schmelzenden Eisfeld am Schnidejoch in der Gemeinde Lenk von der Begehung des Passübergangs in klimatischen Warmphasen seit 6500 Jahren. Am Lötschenpass in der Gemeinde Kandersteg wurden Teile von mindestens sechs frühbronzezeitlichen Pfeilbogen gefunden. Davon sind drei fast vollständig erhalten. Von mehreren Fundstellen sind auch römische Münzen bekannt.
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