Mittelland
Kanton Bern

Protest gegen neue Naturschutz-Sperrzonen am Bielersee-Südufer

Naturschutz vs. Seenutzung

Am Bielersee kämpfen Gemeinden gegen geplante Sperrzonen

· Online seit 05.08.2024, 15:30 Uhr
Am Südufer des Bielersees brodelt es. Eine Interessengemeinschaft sammelt Unterschriften gegen die Ausweitung von Naturschutzgebieten, die der Kanton Bern plant. Sie befürchtet, dass zu einseitig die Interessen der Natürschützer verfolgt würden, zulasten der Nutzerinnen und Nutzer des Sees.
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Das Südufer des Bielersees ist ein wichtiger Platz für Wasservögel. Beim Aaredelta (der Einmündung der Aare bei Hagneck) sowie westlich davon am Seestrand Lüscherz finden die gefiederten Freunde optimale Bedingungen vor. Auch andere Tiere finden in der Auenlandschaft Lebensraum, etwa der Biber. Die Gebiete stehen schon heute unter Schutz.

Das heisst zum Beispiel, dass nicht gebadet werden darf, dass Boote sich vom Ufer fernhalten müssen oder dass der Uferweg nicht mit motorisierten Fahrzeugen befahren werden darf.

Nun hat der Kanton Bern Pläne vorgelegt, die den Schutz jener Zonen ausweiten sollen. Namentlich geht es darum, die Zonen auf dem Wasser zu vergrössern, auf denen keine Boote fahren dürfen. Auch an Land soll der Zugang weiter eingeschränkt werden.

IG wehrt sich und sammelt Unterschriften

Seit Ende Mai sammelt eine Interessengemeinschaft (IG) Südufer Unterschriften gegen das Vorhaben, gegen 5000 sind bereits zusammengekommen, wie das Bieler Tagblatt berichtet. Hinter der IG stehen die drei betroffenen Gemeinden Hagneck, Täuffelen-Gerolfingen und neu auch Mörigen. Das bestätigt die Hagnecker Gemeinderätin Irina Stork Zimmer gegenüber dem Onlie-Portal «ajour.ch». 

Kritikpunkte gibt es einige: Zum Beispiel habe der Kanton Bern nur gerade die betroffenen Gemeinden über die Pläne informiert. Einschränkungen der Nutzung am Bielersee würden aber viel mehr Leute betreffen, zum Beispiel Fischer, Bootsfahrerinnen, Tourismusverbände sowie weitere Gemeinden in der Region.

Zu einseitig für Vogeltouristen?

Zweiter Kritikpunkt: Die Neuerungen seien zu einseitig auf die Interessen des Naturschutzes ausgerichtet. Der Kanton wolle etwa extra einen Posten für Vogelbeobachter bauen – dabei leide man heute schon unter dem Ansturm von Vogelliebhabern, die mit ihren Autos die Umgebung zuparkierten. Andere Leute auf dem See sollten hingegen ferngehalten werden. Dabei lebe man am Bielersee seit Jahrzehnten gut mit einem Mix aus Schutz und Nutzung.

Man lehne nicht alle Änderungen einfach ab. «Wir Gemeinden sind stolz auf die nationale Bedeutung unserer Naturschutzgebiete, bei deren Pflege und Erhaltung wir seit ihrer Entstehung im Jahre 1954 mithelfen», sagt Irina Stork Zimmer.

Angst vor Salamitaktik

Nicht zuletzt befürchten die Gemeinden Salamitaktik: Dass schon bald weitere Abschnitte am Südufer des Bielersees strenger geschützt werden könnten, etwa auf der St.Petersinsel. Und dass die Leute, die auf dem See unterwegs sind, sei es auf dem Boot oder dem Stand-up-Paddle, immer weniger Raum erhalten.

Im Mitwirkungsverfahren sind über 100 Eingaben gemacht worden – dabei auch solche, denen der Naturschutz zu wenig weit geht. Nun wird es einen weiteren runden Tisch geben, an dem der Kanton Bern einen Konsens sucht. Parallel hat das Thema die Politik erreicht: Mehrere Seeländer Grossräte haben Vorstösse eingereicht.

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veröffentlicht: 5. August 2024 15:30
aktualisiert: 5. August 2024 15:30
Quelle: BärnToday

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