Herr Tobler, man kann legalen CBD-Hanf in THC-Hanf umwandeln. Wie ist das möglich?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. In den meisten Fällen würde ich es aber nicht als eine Umwandlung bezeichnen. Handelt es sich wirklich um eine chemische Umwandlung, dann nennt man das Isomerisierung. In diesem Fall werden Moleküle im Labor umgewandelt. Die Umwandlung wird meines Wissens eher weniger betrieben, da sind andere Praktiken viel häufiger.
Worauf sprechen Sie an?
Man kann Hanf auch modifizieren. Da gibt es verschiedene Wege. Man nimmt zum Beispiel synthetisch hergestellte THC-Komponenten oder auch echte THC-Komponenten, destilliert diese und besprayt den CBD-Hanf dann mit der entstandenen Flüssigkeit.
Warum gehen die Kriminellen so vor? Was sind die Vorteile?
Wenn sie in eine Kontrolle kommen, so wird ein Schnelltest nicht anschlagen. Es bräuchte eine Analyse im Labor. Das heisst konkret: Die Polizei geht davon aus, dass sie CBD-Hanf vor sich hat und es gibt keine weiteren Konsequenzen. Das spielt natürlich dubiosen Kreisen auf dem Schwarzmarkt in die Hände, den CBD-Hanf für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Für die Konsumentinnen und Konsumenten birgt solch bearbeiteter Hanf Gefahren, oder?
Ja. Im besten Fall für den Kunden wird der Hanf mit unsynthethischem Hanf besprüht. Schlimmstenfalls sind aber Chemikalien auf dem Produkt. Den kriminellen Kreisen ist die Gesundheit des Kunden herzlich egal, ihnen geht es ums Geld. Der Konsument nimmt das Produkt also zu sich und merkt die Folgen nicht, zumindest nicht kurzfristig. Er spürt die gleiche Wirkung, wie wenn er THC-Hanf zu sich nimmt und ist entsprechend erst einmal zufrieden. Ob solcher Hanf aber gleich schmeckt, das kann ich nicht sagen, da ich ihn noch nie selbst probiert habe.
Was kann bei solchem Konsum im schlimmsten Fall passieren?
Bei heruntergewaschenem Hanf habe ich zum Beispiel aus Frankreich schon gehört, dass das sehr verheerende Folgen haben kann. Man legt da den Hanf in Chemikalien ein, um schliesslich auf den in Europa erlaubten Wert zu kommen. Wenn nun zum Beispiel ein Arzt einem MS-Patienten sagt, ihm würde CBD gut tun und der Patient erwischt mit geschwächtem Immunsystem solches belastetes Hanf, kann das schlimmstenfalls tödliche Folgen haben. Auch beim besprühten Hanf ist der Konsum fragwürdig und die Auswirkungen noch unbekannt. Vor ein paar Jahren gab es ja die Vorfälle mit dem Spice. Da bekamen die Konsumenten Flashs wie beim THC, aber man wusste nicht, was die Chemikalie auslöst. Und schliesslich fand man heraus, dass es nach mehrjährigem intensivem Konsum negative Konsequenzen hat. Natürlich ist auch THC-Hanf nicht ungefährlich, aber bei dem sind die Risiken bereits bekannt.
Sie selbst arbeiten schon sehr lange mit Hanf. Sie haben über mehrere Jahre in Ihrer Firma «Zitronic Systems» CBD-Hanfprodukte vertrieben und wollten mit der Hanfpartei 2019 in den Nationalrat. Sehen Sie diese Entwicklung mit dem CBD mit Sorge? Was macht das mit Ihnen, dass er von Kriminellen missbraucht wird?
Es hat dazu geführt, dass ich mich von meinen Hanfgeschäften zurückgezogen habe. Ich hatte hier einen Biozertifizierten CBD-Betrieb in Obergerlafingen, der auch marktführend war. Ich war zunächst begeistert vom CBD-Hanf. Denn es ermöglichte zumindest begrenzt Zugang zur Hanfpflanze. Da CBD-Betriebe in der Schweiz wie aus dem Boden geschossen sind, mussten sich schliesslich einige Betriebe ins Ausland absetzen und griffen zu Praktiken, wie dem Herunterwaschen vom Hanf, weil sie sonst nicht überlebt hätten. Die Entwicklung beim CBD hat dazu geführt, dass ich es inzwischen bereue, mich für den Zugang von CBD-Hanf eingesetzt zu haben. Lieber hätte ich mich für eine gute Regulierung vom Hanf eingesetzt.
(nsc)