Die geplanten Sparmassnahmen im Kanton Solothurn haben zum Teil auch ungeahnte Folgen. Bedeuten sie etwa gar den «Todesstoss» für die Trachtenschneiderei? Zumindest schreibt dies der Trachtenverband in einem Brief an den Regierungsrat, wie die «Solothurner Zeitung» berichtet. Der Brief wurde auch an alle Solothurner National- und Ständeräte, an den Kantonsrat und dutzende weitere Gemeinden geschickt. Konkret geht es um die mögliche Schliessung der Schule für Mode und Gestaltung in Olten.
Geht ein Handwerk verloren?
Aber wie gefährdet die Schliessung der Schule die Solothurner Trachten? Nun, die 17 verschiedenen Trachten des Kantons Solothurn werden von regionalen Trachtenvereinen gepflegt und gelebt. Bei grösseren Reparaturen aber, oder für die Herstellung von neuen Trachten, braucht es fundierte Kenntnisse in verschiedensten traditionellen Handwerken, wie etwa Klöppeln, Sticken, Filochieren oder Frivolité. Letztere beiden sind Knüpftechniken. Auch die Beschaffung der richtigen Materialien ist heutzutage nicht mehr einfach. «Viele Lieferanten existieren nicht mehr, oder es ist nicht möglich, kleine Mengen zu beziehen», schreibt der Trachtenverband.
Auch die Solothurner Trachtenbörse findet inzwischen an der Schule für Mode und Gestaltung in Olten statt. Diese will die Kantonsregierung jedoch schliessen.
Schule in Olten war die letzte Rettung
Da die letzte Trachtenschneiderin im Kanton Solothurn keine Nachfolge finden konnte, übernimmt diese Aufgabe seit zwei Jahren die Schule für Mode und Gestaltung in Olten. Das nötige Fachwissen wird dort an die angehenden Bekleidungsgestalterinnen und Bekleidungsnäherinnen weitergegeben und die Schule kann für die Trachtenvereine aufwändige Reparaturen übernehmen. «Wir waren sehr glücklich mit dieser Lösung», sagt Theres Munzinger, Präsidentin des Trachtenverbands, gegenüber der Solothurner Zeitung. «Es war schön zu sehen, wie sich die jungen Frauen, die anfangs skeptisch waren, plötzlich für die Tradition und das Kunsthandwerk begeisterten.»
Wird jedoch die Schule wie geplant vom Kanton geschlossen und damit jährlich 430'000 Franken gespart, stehen die Trachtenvereine vor einem Scherbenhaufen. Einen Notfallplan gibt es zurzeit nicht.
(dl)
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