Quelle: Tele M1 / Allessandro Di Fante / ArgoviaToday / Severin Mayer
Auf dem Gelände der Sondermülldeponie in Kölliken, wo einst Giftfässer gelagert wurden, soll per 2030 ein Naturparadies entstehen. Darauf haben sich die Gemeinde, Pro Natura Aargau und die Deponiebetreiber geeinigt.
Geplant sei ein nationales Vorzeigeprojekt für ein Miteinander von Natur und Landwirtschaft, teilten die drei Partner am Freitag an einer Medienkonferenz mit. Es entstehe eine wunderbare Naturoase, sagte Mario Schegner, Gemeindepräsident von Kölliken. Auch Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau, ist begeistert vom Projekt: «Es entsteht ein liebliches Landschaftsbild voller Leben», erklärt Betsche gegenüber Radio Argovia.
Angedacht ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Bevor 1978 die Sondermülldeponie entstanden ist, hat es auf der 7 Hektar (etwa 10 Fussballfelder) grossen Fläche schon ein Amphibienlaichgebiet gegeben. Auf der Landwirtschaftsfläche sei eine ökologische Nutzung vorgesehen. Dazu gehöre auch ein Bio-Ackerbau. Tümpel und Teiche, ein Hochstamm-Obstgarten sowie Hecken und Trockenmauern sollten die geplante Naturoase bereichern. Es sei wichtig, solche Räume zu schaffen, sagt Betsche: »Die Artenvielfalt im Aargau ist stark gefährdet. Bei den Amphibien sind 80 Prozent der Arten auf der roten Liste. Mit diesem Gebiet können sich Amphibien, aber auch diverse Vögel wieder ansiedeln.»
Quelle: TeleM1/ Archivbeitrag 25. Juni 2015
Die Standortgemeinde und Pro Natura kauften dem Betriebskonsortium Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) das Land für 800'000 Franken zu je 50 Prozent ab. Betreffend der restlichen Kosten für das Projekt, will der Gemeindepräsident aktuell keine Aussage machen. Für Matthias Betsche ist aber klar: «Es ist jeden Franken wert.»
Schlusspunkt hinter Deponieskandal
Das Naturprojekt setzt einen Schlusspunkt hinter ein unrühmliches Umweltkapitel. Nach der Schliessung der ersten Sondermülldeponie der Schweiz im Jahr 1985 wurden seit Herbst 2007 mehr als 600'000 Tonnen Material zurückgebaut.
Es handelte sich um die grösste und teuerste Altlastensanierung in der Schweiz. Die rund eine Milliarde Franken teuren Sanierungs- und Rückbauarbeiten mussten vor allem die Steuerzahler der Kantone Aargau und Zürich finanzieren.
Mitte des Jahres 2015 hiess es: Die Grube in der Nähe der Autobahn A1 sei leergeräumt. Sie wurde wieder aufgefüllt, unter anderem mit dem Gesteinsausbruch aus dem SBB-Eppenbergtunnel zwischen Aarau und Olten.
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Hightech für Altlast
Der Sondermüll aus der Deponie war unter erhöhten Sicherheitsbedingungen abgebaut worden. In drei Hallen über dem Gelände der Deponie herrschte Unterdruck und die Abluft wurde permanent überwacht.
In einem Labor wurde der Giftmüll und der Inhalt der Fässer analysiert. Auf der Deponie arbeiteten zeitweise mehr als 50 Personen.
Die Kantone Aargau und Zürich sind zu je 41,6 Prozent am 1976 gegründeten SMDK-Betriebskonsortium beteiligt. Mit je 8,3 Prozent partizipieren ferner die Stadt Zürich und die Basler Chemie.
Nach Bürgerprotesten und massiven Umweltproblemen hatte der Gemeinderat Kölliken die Deponie 1985 gegen den Willen der Aargauer Kantonsbehörden geschlossen. Neben der mangelnden Erfahrung von Behörden und Umweltfachleuten führte vor allem der Umstand zum Skandal, dass der Kanton Aargau zugleich Deponiebetreiber und oberste Kontrollbehörde war.
(sda/crb)