Mittelland
Solothurn / Grenchen

Erstes Angebot in der Region Solothurn: Spezielle Spielgruppe für hochsensible Kinder in Luterbach

«Herzensangelegenheit»

Erste Spielgruppe für hochsensible Kinder startet in Luterbach

02.07.2024, 16:29 Uhr
· Online seit 22.06.2024, 11:22 Uhr
Damit auch hochsensible Kinder, solche mit ADHS oder autistischen Zügen in der Spielgruppe Spass haben und sich entwickeln können, startet in Luterbach eine spezielle Spielgruppe. Sie nimmt Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und will ihnen einen guten Start ins Schulsystem ermöglichen.
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Eltern von hochsensiblen Kindern haben es nicht einfach. In den ersten Jahren spüren sie instinktiv, dass ihr Kind anders ist als die meisten anderen. Es reagiert empfindlicher auf äussere Eindrücke, nimmt alles intensiver wahr, will es verarbeiten, durchdenken, verstehen. Verständlich, dass solchen Kindern schnell alles zu viel wird. Sie geraten unter Stress, fühlen sich erschöpft, sind gereizt (oder eben überreizt), beginnen deshalb zu weinen und haben Wutausbrüche. Der Anteil von hochsensiblen Personen in der Bevölkerung wird auf 15 bis 20 Prozent geschätzt.

Kindergarten und Schule bedeuten grossen Stress für hochsensible Kinder

Neuen Situationen stehen hochsensible Kinder vorsichtig gegenüber. Sie durchdenken alle Risiken und erst wenn sie sich sicher fühlen, werden sie aktiv und handeln. Die Integration von hochsensiblen Kindern ins Schulsystem (die ja bereits im Kindergarten anfängt) ist deshalb oft eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten. Für die Lehrpersonen, für die Eltern – vor allem aber für die Kinder. Um ihre Stärken ausspielen zu können (z.B. gute Intuition, Verlässlichkeit, Kreativität, Musikalität), brauchen die Kinder ein entsprechendes Umfeld.

Spielgruppe will ihnen einen positiven Start ins Schulsystem ermöglichen

Genau dieses Umfeld will Ramona Blaser in Luterbach schaffen. In ihrer Spielgruppe will sie auf die besonderen Bedürfnisse von Hochsensiblen eingehen. Die Gruppengrösse ist auf maximal sechs Kinder beschränkt, damit es nicht laut und hektisch zu und hergeht. «In einer zu grossen Gruppe sind hochsensible Kinder schnell überfordert oder blockiert. In einer kleinen Gruppe können sie Vertrauen in die neue Situation fassen und mit einem positiven Erlebnis in den Kindergarten übertreten», erklärt Ramona Blaser.

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Kleinere Gruppe und kürzere Zeitdauer

Kreative Tätigkeiten wie kneten oder malen werden speziell gefördert. «Wir können so auch auf individuelle Bedürfnisse der Kinder eingehen und beispielsweise das Licht reduzieren, wenn eine Überreizung droht». Auch die Besuchszeiten können individuell ausgestaltet werden. Wird es einem Kind bereits nach einer Stunde zu viel, muss es nicht bis zum Ende der Spielgruppenzeit bleiben und kann von den Eltern bereits abgeholt werden.

Kennt die Situation aus eigener Erfahrung

Ramona Blaser kennt die Situation der Eltern aus eigener Erfahrung. Ihr Sohn ist auch hochsensibel, inzwischen ist die Diagnose Autismus hinzugekommen. «Er war in der Spielgruppe überfordert, blockiert und konnte nicht mit den anderen Kindern mitspielen». Dementsprechend ging es dann auch im Kindergarten und der Schule weiter, so Blaser. «Deshalb ist es mir ein grosses Anliegen, dass auch diese Kinder einen guten Start mit positiven Erfahrungen machen können.»

Rentiert nicht – Herzensangelegenheit

Blaser arbeitet bereits seit Jahren als Spielgruppenleiterin, nun will sie ihre eigene mit dem Namen Creativia in Luterbach eröffnen. Dazu besucht sie aktuell Weiterbildungen in Sprachförderung, Integration und Inklusion. Im August gehts los.

Kosten soll es übrigens nicht mehr als eine reguläre Spielgruppe. «Die Gruppe Regenbogen für die hochsensiblen Kinder rentiert nicht, es ist eine Herzensangelegenheit für mich.» Sie will das Angebot mit einem regulären Spielgruppenangebot quersubventionieren und hofft auf die Unterstützung des Kantons. «Auch die Behörden haben inzwischen den Wert und die Notwendigkeit von solchen Angeboten erkannt.» Ein privates Spielgruppenangebot für hochsensible Kinder ist so in der Region Solothurn jedenfalls bisher einzigartig.

Kanton verfolgt andere Strategie

Auch die anderen Spielgruppen im Kanton Solothurn wollen den Kindern einen möglichst guten Start ins Schulsystem ermöglichen. Sie setzen dabei auf Integration und Inklusion. Kinder mit besonderen Bedürfnissen sollen gemäss Strategie des Kantons primär in normale Spielgruppen gehen und dort individuell gefördert werden. Dies erfolgt über ausgebildete Fachpersonen des Heilpädagogischen Dienstes. Allerdings benötigen die Kinder hierfür bereits in jungen Jahren eine entsprechende Diagnose.

Die Fach- und Kontaktstelle Spielgruppen Kanton Solothurn und Region berät und unterstützt Spielgruppenleiterinnen- und Leiter in fachlichen und administrativen Belangen und bietet regelmässige Weiterbildungskurse an.

veröffentlicht: 22. Juni 2024 11:22
aktualisiert: 2. Juli 2024 16:29
Quelle: 32Today

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