Mittelland
Solothurn / Grenchen

«Füttern verboten» – Solothurn macht bei Taubenplage ernst

«Füttern verboten»

Solothurn geht mit Plakaten gegen Taubenplage vor

18.06.2024, 15:40 Uhr
· Online seit 18.06.2024, 15:07 Uhr
Krähen bei der Hafenbar, Möwen am Aaremüürli und Tauben beim Schwanenpark. Solothurn ist fest in der Hand der gefiederten «Freunde». Nach den Krähen will die Stadt nun bei den Tauben reagieren – und macht auf das Fütterungsverbot aufmerksam.
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Der Kampf um die Lufthoheit ist in Solothurn noch nicht entschieden. Krähen, Möwen und Tauben liefern sich einen erbitterten Kampf um ihre Reviere. Während die Tauben beim Schwanenpark ihr eigenes Revier bisher verteidigen konnten, müssen sie sich den Kreuzackerpark mit der Konkurrenz teilen – oft kommt es zu unschönen Szenen bei Angriffen der Krähen.

Der Vorteil der Tauben im Kampf ums Überleben: Sie sind zutraulicher als die anderen Stadtvögel und riskieren in Bodennähe gerne auch mal den Tod durch E-Bike-Raser, um die Brotkrumen der Menschen als erstes zu erwischen. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Zwei Plakate weisen die Passanten am Aareufer darauf hin, dass das Füttern der Tiere verboten ist. Doch was droht, wenn man beim Taubenfüttern erwischt wird?

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Auf Anfrage von Radio32 verweist die Stadt auf die geltende Jagdverordnung, die das Füttern von Wildtieren generell untersagt. Bei einer Missachtung will die Stadt folgendermassen vorgehen:

Darum macht das Taubenfüttern keinen Sinn

Damit du dir eine Belehrung der Polizei ersparen kannst, haben wir dir die Gründe, weshalb das Füttern der Tauben verboten ist, herausgesucht. Der Schweizer Tierschutz hat die Folgen einer Überpopulation durch die Fütterung in seinem Merkblatt zu den Strassentauben ausführlich aufgeführt, hier die Kurzfassung:

  • Brot und Reis sind keine ausgewogene Ernährung für Tauben, sie werden krank
  • Mehr Tauben produzieren auch mehr Taubenkot, der Schäden an Gebäuden und Denkmälern verursacht
  • Höheres Gesundheitsrisiko für Menschen durch Taubenzecke, Flöhe und Blutmilben
  • Mehr Tauben im Revier bedeutet für die Tiere Stress, schlechtere Lebensbedingungen und schlechtere Gesundheit
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400 Tauben leben in Solothurn

Was viele vielleicht nicht wissen: Die Stadt Solothurn pflegt eigene Taubenschläge im Baseltor, im Dachstock der Jesuitenkirche, im alten Gefängnis in der Vorstadt und im Buristurm. Zwei mal in der Woche werden die Taubenschläge von Mitarbeitenden des Werkhofs gereinigt und die Tauben mit mineralstoffangereicherter Nahrung gefüttert, teilt das Solothurner Stadtbauamt mit. Nach dem Brüten werden die Nester zudem grundgereinigt, damit damit sich keine Parasiten und Materialschädlinge ansiedeln.

Auch die Verschmutzung in den Städten werde verringert, da sich die Tauben vorwiegend in den Schlägen aufhalten und dort bis zu 80 Prozent des Kotes ausscheiden. Zudem könne man die Taubenpopulation dezimieren, in dem man die Taubeneier in den Schlägen mit Attrappen austauscht. Das sei die bisher beste Möglichkeit, die Ausbreitung der Tauben zu einzudämmen.

So weit so gut. Das Problem ist jedoch, das in Solothurn nur etwa ein Viertel der Tauben in solchen Schlägen der Stadt lebt. Die meisten leben wild und brüten an Brücken und Gebäuden, mit den oben genannten Folgen.

Das Füttern gibt den Menschen etwas

Warum füttern wir Tauben? Aus einem Mix von echt gemeinter Tierliebe und Unwissen wahrscheinlich. Und weil uns der Kontakt mit den Tieren auch etwas gibt. «Gerade Einsame Menschen finden in der Fütterung der Tauben eine Aufgabe und auch einen sozialen Austausch», schreibt die Stadt.

Auch kulturelle Unterschiede spielen hinein. Am Bosporus zum Beispiel würde es wohl niemanden in den Sinn kommen, wegen der Fütterung von Vögeln einen Aufstand zu machen. Es gibt aber auch die Menschen, die die Vögel zur Entsorgung vom Lebensmitteln missbrauchen. Zu oft begegnen einem in der Aare bei Solothurn ganze Brotleibe, an denen die Enten zerren und sich ins Elend fressen. Gut also, dass das Verbot zur Fütterung von Wildtieren auch für Enten, Schwäne und Möwen gilt. Zumindest in der Theorie. Denn welche Gesetzeshüter verteilen schon gerne Anzeigen wegen illegaler Vogelfütterung?

veröffentlicht: 18. Juni 2024 15:07
aktualisiert: 18. Juni 2024 15:40
Quelle: 32Today

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