Mittelland
Solothurn / Grenchen

Solothurnisches Puppenmuseum steht kurz vor der Schliessung

Solothurn

Puppenmuseum in Not: «Hoffe, dass ich mein Lebenswerk nicht aufgeben muss»

10.10.2024, 13:40 Uhr
· Online seit 10.10.2024, 13:16 Uhr
26 Jahre lang hat Judith Hunger ihr Puppen- und Spielzeugmuseum in Solothurn geführt. Nun wurden ihr die Räumlichkeiten gekündigt. Eine neue Bleibe zu finden, stellt sie vor eine grosse Herausforderung.
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«Es macht mich so traurig», erzählt Judith Hunger aufgelöst. Vor Kurzem hat sie erfahren, dass sie in dem Haus am Klosterplatz 4 in Solothurn, in dem sie momentan ihr Puppen- und Spielzeugmuseum hat, nicht bleiben kann. Eine neue Örtlichkeit zu finden, werde schwierig.

Gekündigt wegen Eigenbedarf

In dem Museum stellt Hunger Spielsachen aus den Jahren 1870 bis 1950 aus. Puppen mit Zubehör stehen hübsch hergerichtet in dazu passenden Puppenstuben mit Apotheke, Metzgerei und anderen Läden. Dazu kommen Teddybären und andere alte Plüschtiere.

Das Museum sei ein Nonprofit-Unternehmen. Hunger bezahlt vieles aus eigener Tasche. Entsprechend könne sie sich höchstens eine Miete von 1300 Franken leisten. Dafür bekomme sie kaum wieder einen genug grossen Raum, um all ihre Exponate auszustellen, befürchtet sie.

«Der Vermieter hat mir wegen Eigenbedarf gekündigt. Keine Ahnung, was er damit machen möchte», sagt Hunger.

Aus Abneigung wurde Leidenschaft

Woher ihre brennende Leidenschaft für Spielsachen kommt, ist für Hunger selbst ein Rätsel. «Als Kind mochte ich Spielzeug überhaupt nicht. Ich konnte nicht verstehen, warum die anderen Kinder sie haben wollten», erzählt Hunger. Erst als sie älter wurde, begann sie zu sammeln. «Ich könnte mir vorstellen, dass es ein gewisses Nachholbedürfnis ist."

Zu ihrer Sammlung kam immer mehr Material dazu. Erst füllte sie ihr Zimmer damit, dann konnte sie erstmals in Biel eine kleine Sonderausstellung kuratieren. 1998 eröffnete sie in am Klosterplatz 4 Solothurn ihr eigenes Museum. Das ist 26 Jahre her. Profit habe sie nie damit gemacht. Das Museum basierte auf Freiwilligenarbeit.

Besucht hätten es vor allem ältere Leute. «Häufig sind Altersheimgruppen vorbeigekommen. Viele von ihnen haben früher selbst mir Sachen gespielt, die ich ausstelle», sagt Hunger. Auch Kinder hätten sich sehr für die Ausstellungen interessiert.

«Hoffe, dass ich mein Lebenswerk nicht aufgeben muss»

Nun muss Hunger gehen. Bis im Oktober 2025 müssen ihre Puppen und Spielsachen die Räumlichkeiten verlassen haben. Wohin sie damit gehen soll, weiss Hunger noch nicht. «Ich bin über jeden Tipp froh.»

Ihr Plan ist nun, ein kleineres Museum mit Stücken von Sascha Morgenthaler und Käthe Kruse zu machen. «Die restlichen Spielsachen werde ich wohl oder übel irgendwo lagern müssen.» Der Grund: Die Miete darf maximal 1300 Franken kosten. «Mehr kann ich mir nicht leisten. Ich werde nun schauen, was es für diesen Preis gibt.»

Wenn sich keine andere Lösung findet, wäre sie auch bereit, die Exponate einem anderen Museum zu leihen oder sogar zu verkaufen. «Ich hoffe schwerstens, dass ich mein Lebenswerk nicht aufgeben muss.»

veröffentlicht: 10. Oktober 2024 13:16
aktualisiert: 10. Oktober 2024 13:40
Quelle: 32Today

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