Im Solothurner Stadtmist wurden letztes Jahr sogenannte «polyfluorierte Alkylsubstanzen», kurz PFAS, nachgewiesen. In neuen Proben wurden PFAS insbesondere in den jüngeren Deponiebereichen des Spitelfeldes und des Oberen Einschlags nachgewiesen.
Aufgrund der neuen Erkenntnisse müssen die Verfahren zur Aufbereitung und Sortierung des Aushubmaterials angepasst werden, schreibt der Kanton Solothurn am Mittwoch in einer Medienmitteilung. Ziel sei es, die PFAS-Belastungen im Feinstmaterial (dem sogenannten Filterkuchen) aufzukonzentrieren und in den verwertbaren Produkten (Kies, Sand) so weit wie möglich zu verringern.
Trennung technisch machbar
Dazu wurden zwischen Herbst 2023 und im Frühling 2024 sowohl im Labor wie auch auf der Anlage umfangreiche Tests durchgeführt. Diese zeigen, dass die angestrebte Aufkonzentrierung im Filterkuchen und die Abkonzentrierung in den Produkten technisch machbar ist. Dies sei die Voraussetzung, damit die Produkte weiterhin verwertet werden könnten, so der Kanton Solothurn.
Keine Gesundheitsgefährdung trotz Radium
Weiter wurde bei den bisherigen Aushubarbeiten festgestellt, dass die Belastungen mit schwach radioaktivem Radium, das seinerzeit in der Uhrenindustrie verwendet wurde, viel verbreiteter und diffuser auftreten als ursprünglich angenommen. Zwar sind die Belastungen so gering, dass für die Bevölkerung auch in der unmittelbaren Umgebung keine Gesundheitsgefährdung besteht. Sämtliches ausgehobenes Material muss jedoch chargenweise auf Radioaktivität untersucht werden.
Die radiumhaltigen Anteile müssen unter Begleitung des Bundesamtes für Gesundheit separat zwischengelagert, behandelt und auf geeigneten Deponien abgelagert werden. Einige stärker kontaminierte Materialien müssen aussortiert und als radioaktiver Abfall entsorgt werden.
Zeitplan bis 2028 bleibt – aber die Kosten steigen
Das Aufbereiten des PFAS-haltigen Materials und das Detektieren und Abtrennen der radiumhaltigen Abfälle ist aufwändig und reduziert die Kapazität der Aufbereitungsanlage. Zudem ist die Ablagerung des verbleibenden, belasteten Materials auf dafür geeigneten Deponien schwieriger.
Aufgrund von rechtlichen Unsicherheiten bezüglich PFAS-Grenzwerten sind viele Deponiebetreiber nicht oder nur zu höheren Preisen bereit, das Material anzunehmen. Nebst der allgemeinen Bauteuerung wird dies zu einer Erhöhung der Kosten für die Stadtmistsanierung führen. Die geplante Fertigstellung der Sanierung bis ins Jahr 2028 ist jedoch nach wie vor realistisch.
Kosten von weit über 100 Millionen Franken
Zwischen 1925 und 1976 entsorgte Solothurn den anfallenden Kehricht auf dem «Stadtmist» im Landwirtschaftsgebiet im Westen der Stadt. Weil die drei stillgelegten Deponien die Umwelt gefährden, sollen sie total ausgehoben und das Material sachgerecht entsorgt werden.
Eigentümer sind die Einwohnergemeinde Solothurn und der Kanton Solothurn. Die Sanierungskosten werden zu je 40 Prozent von Bund und Kanton und zu 20 Prozent von der Gemeinde bezahlt. Die letzte Schätzung waren Kosten von 136 Millionen Franken, aber auch diese Summe dürfte nach den neusten Überraschungen nicht reichen.
(mj/pd)
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