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Zum Abschied von SP-Ständerat Roberto Zanetti ehrt ihn Gerlafingen mit Fest und besonderem Geschenk

Abtretender Ständerat

«150-prozentig überrascht»: Roberto Zanettis emotionales Abschiedsfest

· Online seit 09.11.2023, 05:44 Uhr
Schon bald endet die politische Karriere von Roberto Zanetti. Der SP-Ständerat wird seinen Platz im «Stöckli» Ende November räumen. Gerlafingen hat seinen ehemaligen Gemeindepräsidenten mit einem Fest geehrt und dabei mit einem besonderen Geschenk überrascht.
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Roberto Zanetti ist als Kind mit seinen Eltern von Brusio im Puschlav nach Gerlafingen gezogen. Hier arbeitete sein Vater viele Jahre im Stahlwerk. Zu seinem Geburtsort hat er aber immer einen engen und intensiven Kontakt gepflegt. Bei einer Feier im Waldegg Pub in Gerlafingen wurde er am Dienstag von seiner Partei aus der aktiven Politik verabschiedet. Als Geschenk und Würdigung geht die Gemeinde Gerlafingen mit seiner Bündner Heimatgemeinde Brusio eine Partnerschaft ein. Wir haben uns bei Roberto Zanetti am Tag nach dem Fest nach seiner Befindlichkeit erkundigt.

32Today: Wie haben Sie das Fest erlebt?

Roberto Zanetti: Es war eine Riesenüberraschung. Ich habe wirklich nichts gewusst davon. Ich ging davon aus, dass wir nach der Sitzung noch eins trinken gehen, wie wir das immer mal machen. Es war total überraschend und sehr emotional. Die Feier hat mich wirklich auf dem linken Fuss erwischt. Ich war völlig perplex. Es gab ja auch noch eine Videoschaltung zum Gemeindepräsidenten von Brusio, einem Jahrgänger und Freund von mir. Die Überraschung ist gelungen. Niemand hat irgendetwas verraten, obschon so viele Leute involviert gewesen sind. Ich bin 150-prozentig überrascht gewesen.

Was bedeutet ihnen diese Wertschätzung und die Feier?

Politik kann manchmal auch sehr mühsam sein. Anlässe wie diese Feier entschädigen deshalb für vieles. Das Fest gestern war die Entschädigung für viele langweilige Sitzungen und für viel mühsame Arbeit. Es ist toll. Einen schöneren Abgang kann man sich gar nicht vorstellen.

Welche Bedeutung hat die Gemeinde Brusio in ihrem Leben?

Ich habe schon als Kind meine Grosseltern dort häufig besucht. Meine Eltern sind 1980 nach der Pensionierung meines Vaters wieder zurück gegangen und heute wohnt meine Schwester im Elternhaus. Brusio ist wirklich meine zweite Heimat. Ich spreche auch die Sprache von dort, einen lombardischen Dialekt, akzentfrei. Ich bin sogar an Klassenzusammenkünfte meines Jahrgangs eingeladen worden, obschon ich nie in Brusio zur Schule ging.

Zweimal haben wir auch ausrangierte Feuerwehrautos der Gemeinde Gerlafingen nach Brusio verschenkt. Zweimal habe ich in diesem Zusammenhang auch einen emotionalen Gemeinderatsausflug ins Puschlav organisiert. Die beiden Feuerwehrautos sind dort jahrelang mit den beiden Gemeindewappen unterwegs gewesen. Brusio ist für mich definitiv mehr als nur ein Ferienort, wo man gerne hingeht.

Können sie ein bisschen etwas über das Dorf erzählen?

Brusio liegt auf der südlichen Seite des Berninapasses, zwischen dem Lago Di Poschiavo und der Landesgrenze. Dort ist der Kreisviadukt der Rhätischen Bahn. Dieser ist recht bekannt. Die Gemeinde liegt in einer recht wilden Gegend. Für mich ist das aber wunderschön. Ich kann nur allen empfehlen, mal einen Ausflug ins Puschlav zu machen. Es ist ein idyllischer Ort im Kanton Graubünden, welcher bis zur Pandemie nicht so bekannt war. Es ist ein Kleinod, für das man aber halt eine längere Anreise in Kauf nehmen muss.

Werden sie in Zukunft mehr nach Brusio gehen?

Bis jetzt musste ich meine Besuche immer nach dem Sitzungskalender richten. Nun kann ich mehr auf den Wetterbericht schauen, denn dort scheint die Sonne halt schon mehr als in Gerlafingen. Das ist etwas, auf was ich mich speziell freue: endlich mal keine terminlichen Verpflichtungen mehr zu haben. Ich werde sicher acht bis zehn Mal im Jahr nach Brusio gehen.

Noch ist ihre politische Karriere nicht ganz zu Ende. Was steht noch an?

In den nächstem zwei Wochen habe ich noch recht streng mit Kommissionssitzungen. Ende November ist dann aber definitiv fertig. Aktuell bin ich noch ein alter Ständerat, ab dem 3. Dezember bin ich dann ein Alt-Ständerat. Dann habe ich eine leere Agenda. Wenn man so lange Sitzungen und Besprechungen gehabt hat und auch am Wochenende nicht frei hatte, dann ist das ein grossartiges Gefühl. Ab dem 1. Dezember habe ich nur noch Geburtstage und private Termine eingetragen. Mein Plan für diese Zeit ist es, keine Pläne zu haben. Darauf freue ich mich enorm.

Verschwindet mit dem Amt auch der Politiker in ihnen?

Ich werde sicher weiter interessiert beobachten, was passiert. Wenn mich jemanden um einen Rat fragt, werde ich auch Ratschläge geben. Ich möchte mich aber schon auch zurückhalten und nicht den Besserwisser im Hintergrund spielen. Ich werde aber weiter politisch interessiert bleiben. Das kann man nicht einfach ablegen. Es ist wie bei einem Fussballer. Der hängt zwar irgendwann seine Fussballschuhe an den Nagel. Er wird aber weiterhin die Spiele als Zuschauer mitverfolgen und die Sportsendungen im TV schauen. Ich werde sicher auch weiter beobachten, was passiert und gelegentlich sicher auch mal schmunzeln dabei – aber alles immer schön locker und entspannt.

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veröffentlicht: 9. November 2023 05:44
aktualisiert: 9. November 2023 05:44
Quelle: 32Today

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