Es ist Wahlkampf und damit gibt es in den Schweizer Fernsehsendungen derzeit viele Politik-Talks zu sehen. Politikerinnen und Politiker diskutieren über brisante Themen der Schweizer Politik – beispielsweise auch über den Umgang mit dem Klimawandel. In der Sendung «Kontrovers» auf Tele 1, bei dem Marco Rima (parteilos), Matthias Michel (FDP) und Manuela Weichelt (ALG) zu Gast waren, wurde darüber diskutiert.
Das Phänomen der falschen Ausgewogenheit
In der Sendung wird versucht, unterschiedliche Positionen zu Wort kommen zu lassen. Damit erfüllen sie eines der wichtigsten Kriterien im Journalismus: Die Objektivität. Doch was in der Sendung nach einem 50:50 Meinungskonflikt (zum Beispiel: Der Klimawandel ist menschengemacht oder eben nicht) aussieht, ist in Wirklichkeit eine verzerrte Darstellung des wissenschaftlichen Konsens.
Denn hinter der einen Meinung (der Klimawandel ist menschengemacht) stehen rund 95% der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Welt – hinter der anderen Meinung (der Klimawandel ist nicht menschengemacht) stehen nur sehr wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In der TV-Diskussion stehen sich beide Argumente aber gleichwertig gegenüber. Ein solches Ungleichgewicht in der medialen Berichterstattung wird in den Medienwissenschaften als «falsche Ausgewogenheit» bezeichnet.
«Der Anspruch muss sein, dass eine Einordnung der verschiedenen Meinungen erfolgt», sagt Guido Keel, Medienwissenschaftler an der ZHAW. Das sei ein wichtiger Bestandteil des journalistischen Auftrags. Nur so können sich die Menschen hinter den Fernsehgeräten ihre eigene Meinung bilden. Jede Seite soll in der Sendung ihre besten Argumente nennen dürfen. Das heisst aber nicht, «dass allen Seiten gleich viel Gewicht eingeräumt werden muss», so Keel.
Die Rolle der Wissenschaft
«Welche Wissenschaft?», heisst es während der Sendung einige Male von Rima. Denn sowohl er, als auch Matthias Michel (FDP) werfen in der Sendung mit wissenschaftlichen Fakten um sich. Fakten, die sich teilweise widersprechen. Woher diese Fakten stammen, erwähnen weder die beiden Politiker, noch der Moderator. Lediglich an einer Stelle sagt Michel, dass er sich auf die Berichte des Weltklimarates bezieht. Doch auch hier bleibt unklar, welche Berichte genau gemeint sind.
«Kontroverse und freie Debatten», wie es Rima im Schlusssatz der Sendung sagt, sind fundamental für unsere Schweizer Demokratie. Genau so wichtig ist es aber auch, dass die Argumente von den Medien eingeordnet werden. Deswegen haben wir die Argumente aus der Tele 1-Sendung von Marco Rima dem Klimatologen Prof. Dr. Stefan Brönnimann zum «Fact-Checking» vorgelegt. Hier findest du seine Antworten.