In der Schweiz erkranken jährlich rund 6500 Frauen an Brustkrebs. Jede achte Frau erhält im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. Um die Tumore früh zu erkennen, sind Mammographien zentral, also Röntgenbilder der Brust. In den meisten Kantonen werden sie in Vorsorgeprogrammen angeboten, zu denen gesunde Frauen zwischen 50 und 69 Jahren regelmässig per Brief eingeladen werden.
Allerdings ist die Schweiz eines der wenigen europäischen Länder, die nicht über ein einheitliches nationales Brustkrebs-Früherkennungsprogramm verfügen. Eine Forschungsgruppe der Hirslanden Klinik St. Anna, dem Luzerner Kantonsspital und der Universität Luzern hat nun über 21'000 Brustkrebsfälle aus dem Schweizer Krebsregister analysiert, die zwischen 2014 und 2020 diagnostiziert wurden. Der Grossteil der Fälle – rund 19'000 – stammen aus Kantonen mit Vorsorgeprogrammen, schreibt die Forschungsgruppe in einer Mitteilung.
Der Rest wurde in den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Nidwalden, Obwalden und Uri diagnostiziert, wo es keine Vorsorgeprogramme gibt. Hier finden die Mammographien nicht automatisch auf Einladung statt, sondern nur nach einer Überweisung durch den Gynäkologen oder die Hausärztin.
Video: Im «Pink Cube» lernen Frauen, wie sie Brustkrebs erkennen können
Quelle: Tele1 / CH Media Video Unit / Jeannine Merki
Wirkung der Vorsorgeuntersuchungen bestätigt
Die Studie zeigte: Die Vorsorge nützt. In Kantonen ohne Vorsorgeprogramm wurden häufiger grössere Tumore diagnostiziert. In den anderen Kantonen wurde ein Tumorbefall der Achsellymphknoten seltener festgestellt.
Der Radiologe Andreas Gutzeit hat die Forschungsgruppe mitgeleitet. Er ordnet ein: Die Studie zeige die Vorteile der Vorsorge mit «sehr hoher statistischer Sicherheit». Die Gesundheitssysteme der Kantone seien bis auf die Vorsorgeprogramme vergleichbar. Und da die Rate an Mammographien auch in Zentralschweizer Regionen hoch ist, sei der Unterschied zwischen den Kantonen mit und ohne Vorsorgeprogramm ein «sehr wichtiges Ergebnis», das für die Programme spreche.
Die Brustkrebsspezialistin Susanne Bucher, Leiterin des Brustzentrums des Luzerner Kantonsspitals, sieht ihre Beobachtungen bestätigt, die sie in der Praxis macht: «Im Austausch mit anderen Brustzentren beobachteten wir immer wieder die Unterschiede im Lymphknotenbefall zwischen den Regionen.»
Früherkennung verbessert Behandlung und Lebensqualität
Eine frühe Diagnose ermögliche in vielen Fällen eine brusterhaltende Operation, schreibt die Forschungsgruppe. Zudem müssen oft weniger Achsellymphknoten entfernt werden. Das begrüssen einerseits die Patientinnen, andererseits berge diese Behandlung auch klinische Vorteile: Eine Heilung wird wahrscheinlicher.
Je höher allerdings das Tumorstadium, desto häufiger müssen sich Frauen Chemo- oder Hormontherapien unterziehen oder ihre Brust nach der Tumorentnahme rekonstruieren lassen. Das verringert die Lebensqualität der betroffenen Frauen und verursache deutlich mehr Kosten.
(lil) (aargauerzeitung.ch)
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