Quelle: BärnToday / Warner Nattiel
Für Samson Rentsch ist es ein grosser Tag: Zum ersten Mal in seinem Leben darf er Blut spenden. Wegen seiner sexuellen Orientierung war dies bisher faktisch nicht möglich. Denn: Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), durften bisher nur Blut spenden, wenn sie während den letzten zwölf Monaten sexuell abstinent gelebt haben. Und das auch, wenn sie in einer festen Beziehung leben.
Bis 2017 durften Schwule kein Blut spenden
Dieses Kriterium entstand während der Aids-Epidemie der Achtzigerjahre: Wegen angeblich höherem HIV-Risiko wurden Schwule und Bisexuelle von der Blutspende ab 1988 ausgeschlossen. 2017 folgte die Zulassung – aber eben nur für jene Männer, die während einem Jahr keinen Sex mit einem anderen Mann gehabt haben.
Wegweisend für die Anpassung der Zulassungskriterien dürfte ein Fall eines Mannes aus Frankreich gewesen sein: 2009 wurde sein Blut mit der Begründung abgelehnt, dass er eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann gehabt habe. Der Betroffene klagte; der Fall landete schliesslich vor dem obersten Gerichtshof der EU. Dieser urteilte, dass der pauschale Ausschluss unzulässig sei. «Es muss feststehen, dass für diese Personen ein hohes Übertragungsrisiko für schwere Infektionskrankheiten, wie insbesondere HIV, besteht», hält der Gerichtshof in seinem Urteil vom 29. April 2015 fest.
Swissmedic stimmte Antrag im Juli zu
Frankreich lockerte danach die Zulassungskriterien, Länder wie Portugal, Spanien, Polen und dieses Jahr auch Deutschland zogen nach. Und auch in der Schweiz wurden die Forderungen nach einer Anpassung lauter. Es habe immer wieder Aufrufe und verschiedene parlamentarische Vorstösse gegeben, erzählt Franziska Kellenberger, Leiterin Marketing und Kommunikation des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK). «Ich kann natürlich verstehen, dass das für homosexuelle oder bisexuelle Männer diskriminierend war.»
Im Juli bewilligte Swissmedic schliesslich einen Antrag der Blutspende SRK Schweiz für einheitliche Kriterien. Pink Cross, der Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, reagierte erfreut. «Jahrelang war unser Blut unerwünscht. Nun braucht es erst eine Charmeoffensive und einen Vertrauensaufbau. Ich freue mich aber sehr, dass wir nun endlich auch helfen und Leben retten dürfen», liess sich Geschäftsführer Roman Heggli in einer Mitteilung zitieren.
Wie erlebte Samson Rentsch seine erste Blutspende? «Ich war davor ein wenig nervös», gibt er gegenüber BärnToday zu. «Aber alles hat recht zackig funktioniert.» Unmut über den jahrelangen Ausschluss hat er nicht. «Für mich ist es eine Freude, dass es endlich so weit ist und dass wir auch in dieser Hinsicht den Schritt zur Gleichstellung machen konnten.»
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