Die Rechnungen Ende Monat trüben oft die Freude über den Zahltag. Swisscom-Kundinnen und -Kunden mit einer Grundgebühr von unter 100 Franken hingegen freuen sich über eine kurze Schonfrist. Statt jeden Monat flattert ihre Rechnung nur jeden zweiten Monat in Mailbox oder Briefkasten.
Vor einigen Jahren stellte der Telefonanbieter bei einigen Kundinnen und Kunden in einem automatisierten Prozess auf die Mehrmonatsrechnung um. Das Ziel war, die Umwelt zu schonen und den Kundinnen und Kunden einen geringeren Administrativaufwand zu bieten. Damit könnte aber bald Schluss sein.
«Wir prüfen zurzeit, ob wir die Einmonatsrechnung künftig für alle Kunden vereinheitlichen wollen», bestätigt Swisscom-Mediensprecherin Annina Merk gegenüber der Today-Redaktion. Grund dafür sei, dass eine monatliche Rechnung für die Kunden mehr Klarheit und Transparenz schaffe. «Und mit eBill, Twint und Lastschriftverfahren ist das Bezahlen der Rechnung so einfach wie nie und kein grösserer Aufwand mehr.»
«Warum bekomme ich plötzlich eine Monatsrechnung?»
Die Swisscom informiert auf ihrer Website über die Umstellung. Bereits erhielten nur noch einige Abonnentinnen und Abonnenten die Rechnung alle zwei Monate. Laut Annina Merk hat die Swisscom den laufenden automatisierten Prozess zur Umstellung der Rechnungsintervalle vor einigen Monaten wieder eingesetzt. «Liegt die Grundgebühr tiefer als 100 Franken, werden Kunden wieder auf die monatliche Rechnung umgestellt. Die Umstellung geschieht in Intervallen und automatisiert.»
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Betroffene reagieren sauer. «Warum bekomme ich plötzlich und ohne Vorwarnung eine Monatsrechnung statt wie vorher alle zwei Monate Festnetz und Mobile zusammen?», empört sich «Titi» Anfang Oktober im Kundenforum Swisscom Community des Anbieters.
«Aufwand verdoppelt sich»
«Titi» bezeichnet die Umstellung als «administrativen Leerlauf», «ökonomischen» und «ökologischen Unsinn». Zudem müsse sie oder er auch noch Zahlungen für die betagten Verwandten erledigen. «Da ist es schon ziemlich relevant, ob ich nun plötzlich jeden Monat drei Rechnungen mehr habe. Der Aufwand wird verdoppelt.»
Der User wirft der Swisscom vor: «Man hätte zumindest die Kunden vorher über die Änderung informieren müssen!» Tatsächlich informiert die Swisscom auf der Rechnung über die Änderung. Klein gedruckt und in blasser Schrift steht dort: «Sie erhalten die Rechnung aus administrativen Gründen in Zukunft wieder monatlich.»
Kunden bedauerten Wegfall
Die Stiftung für Konsumentenschutz hat ähnliche Reklamationen erhalten. «Mehrere Swisscom-Kunden haben sich wegen der Einstellung der Zwei-Monats-Rechnung an den Konsumentenschutz gewandt. Diese bedauern den Wegfall der Zwei-Monats-Rechnung», sagt André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft. Die Umstellung auf eine monatliche Rechnung sei mit mehr Aufwand verbunden.
Die Zwei-Monats-Rechnung wurde laut Bähler insbesondere von Kunden geschätzt, die mehrere Rechnungen von Swisscom zu begleichen haben. «Zum Beispiel, weil sie auch die Zahlungsabwicklung für betagte oder unterstützungsbedürftige Familienangehörige oder Bekannte übernehmen.»
Monatliche Rechnung habe nur Vorteile
Die Swisscom erklärt die umgestellten Rechnungsintervalle mit administrativen Gründen. Die Swisscom wolle so das enorme Versandvolumen der Rechnungen auf dem Markt steuern, sagt Annina Merk. Auch solle dies Anzahl Anrufe auf ihre Rechnungshotline besser steuern und verteilen. «Damit alle Kunden ohne allzu lange Wartezeiten betreut werden können.»
Der Telefonanbieter sieht weitere Vorteile in monatlichen Rechnungen. Erhielten Kunden mit einer monatlich hohen Grundgebühr die Rechnung nur alle zwei Monate, so sei der Gesamtbetrag, der dann bezahlt werden müsse, doppelt so hoch, sagt Annina Merk. «Und dies ist für die Budgetbelastung der Kunden dann teilweise schwieriger, als wenn sie die Rechnung monatlich bezahlen.». Dies sorge für Kostensicherheit und Transparenz. «Zudem minimiert es natürlich auch das Verlustrisiko.»
Auch Abonnentinnen und Abonnenten, die etwa Zahlungen von Angehörigen abwickeln, müssen laut Swisscom keinen erhöhten administrativen Aufwand befürchten. «Mit ebill, Twint, Kreditkarte und Lastschriftverfahren können sie den Aufwand einfach automatisieren», sagt Merk.
Neukunden bezahlen monatlich
Neukunden kennen hingegen nichts anderes. «Sie erhalten unabhängig vom Rechnungsbetrag bereits seit rund zwei Jahren die Rechnung automatisch monatlich», sagt Annina Merk.
Die Stiftung für Konsumentenschutz vermutet in den monatlichen Rechnungen finanzielle Ziele der Swisscom. «Bei Zwei-Monats-Rechnungen machen sich Zahlungsausfälle verzögert bemerkbar. Swisscom kann mit der Umstellung auf Ein-Monats-Rechnungen rascher auf säumige Zahler reagieren und damit ihre Verluste reduzieren», sagt André Bähler. Annina Merk verneint dies. «Eine monatliche Rechnung ist transparent und klar für die Kunden. Es haben sich auch Kunden gemeldet, die monatliche Rechnungen wünschten.»
Sunrise bietet Mehrmonatsrechnungen
Etwa bei Sunrise sind Mehrmonatsrechnungen möglich. «Wenn es eine Kundin oder ein Kunde wünscht, kann sie oder er beim Kundendienst anfragen, dass Rechnungen erst ausgestellt werden, wenn der Gesamtbetrag über 25, 50 oder 75 Franken liegt und damit, je nach individuell abonnierten Dienstleistungen, von einer Mehrmonatsrechung profitieren», sagt Sunrise-Mediensprecher Rolf Ziebold.
Ob dies gewährt werde, hänge unter anderem auch vom Zahlungsverhalten und den gewählten Zahlungsmethoden ab und werde individuell geprüft, so Ziebold.