Eines der berühmtesten Beispiele, warum man auf das Bauchgefühl hören soll, ist die Geschichte des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers Juan Manuel Fangio beim Grand Prix in Monaco 1950. Er fuhr aus einem Tunnel auf eine gerade Strecke zu, bei der normalerweise beschleunigt wird. Doch ohne ersichtlichen Grund bremst Fangio statt Vollgas zu geben.
Zum Glück: Denn nach dem Tunnel kam es zu einem schweren Unfall, in den er reingerast wäre. Obwohl er den Unfall nicht sehen konnte, reagierte er aber «intuitiv» richtig. Doch warum?
Intuition ist eine Fähigkeit des Gehirns
«Intuition fällt uns nicht aus den Wolken zu und ist auch keine göttliche Eingebung. Sie ist eine Fähigkeit unseres Gehirns», erklärt Neuropsychologe Peter Brugger gegenüber ArgoviaToday. Die Intuition, so wird das Bauchgefühl in der Wissenschaft genannt, umgeht das Denken in kleinen Schritten, wie der Experte ausführt. Dadurch entfällt das Zögern und Abwägen, was «bewusstes Denken» unendlich langsam erscheinen lässt.
Schnelle Verarbeitung an Informationen
«Das Unbewusste setzt sich aus all dem zusammen, was nicht verbalisierbar ist. Entweder weil es prinzipiell nicht möglich ist oder weil es schlicht zu aufwendig wäre», so Brugger weiter. Genau das soll bei Rennfahrer Fangio passiert sein.
Normalerweise blicken die Zuschauenden beim Rennen nämlich auf den Fahrer, der aus dem Tunnel rast. Beim Fall Fangio blickten die Zuschauenden aber in die andere Richtung zum Unfall. Dadurch reflektierten die Sonnenbrillen der Zuschauenden das Licht nicht wie sonst auf ihn, sondern auf die Strecke vor ihm zum Unfall. Genau diese Veränderung nahm sein Gehirn wahr und alarmierte ihn.
Gedankengänge, deren Ursprung wir nur mit Mühe und einer grossen Portion Unsicherheit ergründen können, sind nur schwer in Worte zu fassen, erklärt der Experte. Rasches Verknüpfen von Gedankengängen, wie beim Rennfahren Fangio, haben eine grosse unbewusste Komponente: «Schlagfertigkeit, also im Affekt handeln, lässt sich nicht durch Überlegen üben», hält Brugger fest.
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