SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser vermisst eine Pausenkultur im Schweizer Parlament. «Leute, die sich für etwas engagieren und ihre Arbeit lieben, haben die Tendenz, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen», sagte die 34-jährige Zürcherin kürzlich. Dies sei nicht nachhaltig. «So brennt man aus.» Ausserhalb des Parlaments hat die Pause hingegen einen höheren Stellenwert bekommen.
Früher seien Pausen meist streng geregelt gewesen, heute herrsche mehr Flexibilität, sagt Tanja Tanneberger, Mediensprecherin des Verbands Angestellte Schweiz. «Unternehmen erkennen, dass regelmässige Pausen nicht nur Stress reduzieren und die Leistungsfähigkeit steigern, sondern auch den informellen Austausch fördern und kreative Impulse für die Arbeit liefern können.»
«Kennt Gefahren von Burnout und Überforderung»
Eine Rolle spielt auch die Generation Z. Dabei handelt es sich um Menschen, die heute zwischen 14 und 28 Jahre alt sind. Die Generation Z sei es gewohnt, nahtlos zwischen «on» und «off» zu wechseln, sagt Tanja Tanneberger. «Sie sieht die Notwendigkeit für einen Wechsel von Erreichbarkeit und Erholung, denn sie ist in einer digitalen Welt aufgewachsen und kennt die Gefahren von Burnout und Überforderung.»
Diese Generation fordert laut Tanneberger mehr Pausen, da sie grossen Wert auf einen gesunden Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit legt. «Sie versteht, dass regelmässige Erholungsphasen nicht nur ihre eigene Produktivität steigern, sondern auch das Wohlbefinden langfristig fördern.» Diese Generation sehe Pausen als integralen Bestandteil einer modernen, effizienten Arbeitsweise.
Pause alle 90 Minuten
Der Verband empfiehlt eine längere Mittagspause von 30 bis 60 Minuten und alle 90 Minuten eine regelmässige Pause von fünf bis zehn Minuten zur Entspannung und Erholung. Tanja Tanneberger bezeichnet die Gestaltung der Pausen als sehr unterschiedlich. «In der Pause geht es nicht immer nur um Nahrungsaufnahme und Ruhephasen, sondern auch um Netzwerkpflege beim Lunch oder gemeinsame Erlebnisse, zum Beispiel im Team, wozu auch Joggen oder Yoga gehören können.»
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Die Hälfte der KMUs hat Schwierigkeiten, Mitarbeitende zu finden, wie eine aktuelle Studie der Axa-Versicherung zeigt. «In einem Arbeitnehmermarkt mit Fachkräftemangel können Unternehmen sich durch eine durchdachte Pausenkultur profilieren», sagt Tanja Tanneberger. Neben der reinen Pausenzeit seien zusätzliche Angebote wie kostenlose Getränke, gesunde Snacks oder ansprechende Pausenräume ebenfalls von Bedeutung, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern und die Attraktivität des Unternehmens zu erhöhen.
Pausen bei Swisscom und Post
Tatsächlich ist Arbeiten nonstop in Firmen tabu. «Regelmässige Pausen sind und waren immer wichtig», sagt Swisscom-Mediensprecherin Sabrina Hubacher. Gemäss Arbeitswissenschaft sinke die Leistungskurve nach ein paar Stunden konzentrierten Arbeitens deutlich, Verspannungen im Körper könnten zunehmen.
Swisscom gewährt laut Hubacher bezahlte Kurzpausen während der Arbeitszeit. Die Dauer der Mittagspause könne im Rahmen des variablen Arbeitszeitmodells grundsätzlich frei gestaltet werden. «Sie muss allerdings mindestens 30 Minuten dauern.»
Die Mitarbeitenden der Schweizerischen Post können neben der Mittagspause pro Tag eine bezahlte Kurzpause von 15 Minuten machen.
«Für uns als Arbeitgeberin ist zentral, dass die Mitarbeitenden psychisch und physisch gesund bleiben», sagt Silvana Grellmann, Mediensprecherin der Schweizerischen Post. Darum investierten sie viel in die Prävention und in eine gesunde Führung. Da sie überzeugt seien, dass unter anderem auch Pausen einen positiven Effekt auf das Wohl unserer Mitarbeitenden hätten, sensibilisierten sie ihre Mitarbeitenden und Führungspersonen regelmässig dafür, die Pausen einzuhalten und auf ihre Gesundheit zu achten.