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Der EHC Olten kämpft mit Torflaute und Verletzungspech

Eishockey Swiss League

Dünne Spielerdecke, kein Wettkampfglück: Beim EHC Olten ist der Wurm drin

11.10.2024, 16:30 Uhr
· Online seit 11.10.2024, 14:47 Uhr
Die Saison ist zwar noch jung, aber der EHC Olten steht schon unter Druck. Aus den ersten neun Spielen gab es sechs Niederlagen: Der zweitletzte Platz in der Tabelle ist das Resultat. EHCO-Experte Marcel Kuchta ist trotzdem nicht beunruhigt – mittelfristig sieht er jedoch für Olten und die ganze Swiss League eine schwierige Zukunft.
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Marcel Kuchta verfolgt als Leiter der Sportredaktion Nordwestschweiz bei den Zeitungen von CH Media den EHC Olten eng. Wir haben ihn gefragt, wo die Gründe für den aktuellen «Tiefflug» des Vereins liegen, wo der Trainer den Hebel ansetzen könnte – und wie es mittelfristig mit dem Verein weitergeht.

Warum kommt der EHC Olten aktuell nicht vom Fleck?
Es sind vor allem zwei Dinge: Man schiesst erstens zu wenig Tore, in neun Spielen waren es achtmal zwei Tore oder weniger. Da ist es schwer, Spiele zu gewinnen. Zweitens ist Trainer Gary Sheehan wegen Verletzungen ständig gezwungen, umzustellen. Das ist nicht förderlich für die richtige Mischung.

Welche Dinge laufen zufriedenstellend?

Einsatz, Kampfgeist und Leidenschaft stimmen. Eine gewisse Verkrampfung ist spürbar, aber das ist logisch, wenn es nicht läuft. Am Donnerstag bei der Niederlage gegen die GCK Lions feuerte Olten 45 Schüsse ab, aber wenn die Pucks nicht reingehen, nützt das alles nichts.

Hast du erwartet, dass es harzig werden könnte in dieser Saison?

Ich hatte durchaus die Vermutung, dass es schwierig werden könnte, vor allem wegen der fehlenden Kadertiefe. Dank der Zusammenarbeit mit dem EHC Biel kommen junge Spieler zu viel Eiszeit, das ist gewollt und eine gute Sache. Sobald aber ein paar arrivierte Spieler ausfallen oder nicht in Form sind, dann wird die Spielerdecke rasch sehr dünn und die Mannschaft kriegt Probleme.

Wo könnte Trainer Gary Sheehan den Hebel ansetzen?

Er probiert sehr viel, manchmal vielleicht sogar zu viel aufgrund der verletzungsbedingten Abwesenheiten. Umgekehrt hält er an gewissen Linien fest, die er vielleicht umstellen sollte. Aber wir sind noch früh in der Saison, ein Fünftel der Quali ist vorbei. Der EHC Olten ist nicht in der tiefsten Krise aller Zeiten. Es braucht einmal ein Erfolgserlebnis und Wettkampfglück.

Ist das Ziel, unter die besten Vier zu kommen, noch realistisch?

Absolut, jede Mannschaft macht mal eine Krise durch während einer Saison. In den letzten Jahren kam man immer sensationell gut aus den Startblöcken, brauste übers Eis und durch die Liga wie der künftige Meister. Ab Dezember gings dann abwärts. Dieses Jahr ist es vielleicht umgekehrt, dass die Formkurve Richtung Playoffs ansteigt.

Hat sich die Partnerschaft mit Biel gut angelassen?

Für ein Urteil hierzu ist es noch etwas früh. Es ist eine gewisse «Bürde» oder eine Belastung, weil man jungen Spielern Auslauf gibt und sie noch nicht immer konstant sind, auch wenn sie einen guten Job machen. Ich finds grundsätzlich eine gute Sache, man kriegt gute Spieler und mal einen Arrivierten, wie etwa aktuell Biel-Verteidiger Noah Delémont nach einer Verletzung. Das bringt etwas Unruhe in eine Mannschaft, aber der EHC Olten muss sparen, und ich bin zuversichtlich, dass das funktioniert.

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Wie nimmst Du aktuell das Umfeld und die Klubführung in Olten wahr?

In der Vereinsführung ist man ruhig, auch der Not gehorchend. Es wäre völlig unrealistisch und ein Zeichen von Panik, beim Trainer etwas zu ändern, und es würde auch nichts bringen. Klar, die Unzufriedenen im Umfeld sind die Lautesten. Viele warten die sportliche Entwicklung ab, die Zuschauerzahlen sind rückläufig. Aber das kann sich noch ändern, alles steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg.

«Eismeister» Klaus Zaugg hat auf «watson» das Szenario eines freiwilligen Abstiegs in die drittklassige MyHockey League ins Spiel gebracht, wie ihn der SC Langenthal vollzogen hat. Wie siehst du das?

Irgendeinmal kann das ein Szenario sein. Die Swiss League in heutiger Form ist zum Scheitern verurteilt, ein Fass ohne Boden. Auch andere Teams werden Probleme kriegen, nicht nur Olten. Spätestens dann wird man darüber diskutieren müssen, ob eine Halbprofi-Liga die bessere Lösung wäre. In den nächsten 2-3 Jahren wird das noch kein Thema sein, aber wenn die Perspektive für die ambitionierten Vereine in der Swiss League fehlt, kann ich mir gut vorstellen, dass man in Olten und anderswo irgendwann diesen Schritt zurück auch macht.

veröffentlicht: 11. Oktober 2024 14:47
aktualisiert: 11. Oktober 2024 16:30
Quelle: 32Today

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