Quelle: Tele M1 / CH Media Video Unit / Jeannine Merki
Nach Nina Christen 2021 in Tokio holt sich erneut eine Schweizerin den Olympiasieg mit dem Kleinkalibergewehr. Und damit auch die lang ersehnte erste Goldmedaille an den Spielen in Paris 2024. «Es ist unglaublich. Ich glaube, der Puls ist noch relativ hoch. Es dauert noch ein bisschen, bis er sich beruhigt hat. Es ist einfach schön», sagt Chiara Leone kurz nach der Medaillenübergabe auf der Anlage in Châteauroux, rund 250 Kilometer südlich von Paris.
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«Ich musste gar nicht mehr auf den Monitor schauen. Wenn ich eine gute Zehn geschossen habe, habe ich es direkt gehört. Es war unglaublich schön zu schiessen», so Leone, die sich im Final in der letzten Disziplin stehend mit einer brillanten Leistung einen komfortablen Vorsprung an der Spitze sicherte. «Ein guter Zehner» war denn auch ihr letzter Schuss zu Olympiagold, mit 10,8 Punkten dann auch gleich ihr bester Schuss des gesamten Wettkampfs. «Es hat wirklich extrem viel Spass gemacht, mit so vielen Zuschauern und mit so vielen Schweizern, die alle mitgefiebert haben.» Im Moment des grössten Drucks wusste die 26-Jährige nicht nur zu überzeugen, sondern konnte das Spektakel auch noch geniessen.
Kommt der Sieg in Paris für Leone etwas überraschend? Ja, so scheint es – zu stark stand wohl die Olympiasiegerin von Tokio, Nina Christen, im Fokus. «Wenn mir vor drei Jahren bei Ninas Olympiasieg jemand gesagt hätte: ‹Du wirst ihre Nachfolgerin›, hätte ich geantwortet: ‹bis das die Realität wird, dauert es noch›», gibt sich Leone bescheiden, ergänzt aber mit dem Selbstbewusstsein einer Goldmedaillen-Gewinnerin an Olympischen Spielen: «Es zeigt, wie hart ich in den letzten drei Jahren gearbeitet habe, was ich in den Sport investiert habe, dass das jetzt möglich ist.»
«Andere Mädchen kauften Kleider – Chiara ein neues Gewehr»
Sichtlich stolz auf das Erreichte ist aber nicht nur die frisch gebackene Olympiasiegerin, sondern auch Vater Nicola Leone: «Es war ein langer Weg. Lange hat sie für diesen Traum trainiert. Jetzt ist er endlich wahr geworden.» Spitzensportlerinnen wüssten, dass es keine Freizeit gibt. «Als sie jünger war, sind andere in den Club gegangen. Und sie hat trainiert oder sich ausgeruht. Wenn Geld da war, haben sich andere Mädchen in ihrem Alter schöne Kleider gekauft. Sie hat sich ein Gewehr gekauft oder eine Schiessausrüstung. Das Leben drehte sich nur um den Sport.»
Nun hat sich die harte Arbeit für die 26-Jährige, die aus einer Schützenfamilie stammt und für ihren Sport den Lebensmittelpunkt mittlerweile nach Biel verlegt hat, ausbezahlt.
Und ihre Eltern haben dabei einen noch grösseren Anteil am Erfolg, als man denkt. So konnte Chiara den entscheidenden Wettkampf für die Olympia-Selektion im kroatischen Osijek nur bestreiten, weil ihre Eltern ihre liegengebliebene Schiessausrüstung notfallmässig von der Schweiz mit dem Auto zum Wettkampf brachten. 14 Stunden Autofahrt wegen eines blöden Missverständnisses – eine Topleistung unter grösstem Druck – der Rest ist Geschichte. Und die glänzt in Olympiagold.