«Man freut sich zum Beispiel, in wenigen Minuten zum ersten Mal australischen Boden zu betreten, erlebt aber die Landung, als hätte man sie schon einmal erlebt», so beschreibt Peter Brugger, Neuropsychologe, das Déjà-vu. Laut Experten sind Déjà-vus keine Seltenheit, schätzungsweise haben 95 Prozent der Menschen bereits ein Déjà-vu erlebt, mehr als die Hälfte sogar schon mehrfach. Aber was ist denn ein Déjà-vu genau?
Rhythmus-Störung des Gehirns
Das Déjà-vu ist ein kurzfristiges «Aus-dem-Takt-Fallen» von Nervenimpulsen im Gehirn, erklärt Peter Brugger. Diese Rhythmus-Störung geschieht in den Hirnarealen, die für die Speicherung von neuen Informationen wichtig sind. Im Grunde genommen speichert unser Hirn bei einem Déjà-vu eine Erinnerung versehentlich doppelt. Die Zeit zwischen der ersten und zweiten Abspeicherung ist zwar nur Millisekunden lang, doch wir empfinden diese Sekunden viel mehr als Jahre statt Sekunden. Deswegen haben wir das Gefühl, die Situation bereits erlebt zu haben. Es ist quasi eine Erinnerungstäuschung des Hirns. «In der Fachsprache bezeichnet man es als ‹reduplikative Paramnesie›, also als verdoppelnde Gedächtnisfehlleistung», hält der Neuropsychologe fest.
Beispiel: Dein Hirn speichert gerade die Landung des Flugzeugs in Australien als neue Erinnerung ab. Doch versehentlich nicht einmal, sondern gleich zwei Mal. Diese Millisekunde, die also zwischen der doppelten Speicherung liegt, empfindest du aber nicht als Sekunde sondern vielmehr als Jahre. Deswegen hast du das Gefühl, diese Landung bereits vor langer Zeit erlebt zu haben.
Keine emotionale Trigger
Die Situationen, in denen ein Déjà-vu auftritt, können laut Brugger extrem banal sein. «Es ist nicht anzunehmen, dass ein besonderer emotionaler Trigger nötig wäre», so der Experte. Jedoch könne Schlafentzug oder ein Erschöpfungszustand die Wahrscheinlichkeit für ein Déjà-vu erhöhen. «Ansonsten sind keine auslösenden Faktoren bekannt. Allerdings kann durch Hirnstimulation innerhalb der Temporallappen, die für die Gedächtnisbildung wichtig sind, das Déjà-vu-Gefühl ausgelöst werden», so Brugger weiter.
Häufige Déjà-vus können auf Krankheit hindeuten
«Bei epileptischen Prozessen ist die Häufigkeit von Déja-vus erhöht. Man denkt, dass die kurzfristige Asynchronie, also das ‹aus-dem-Takt-Fallen›, auf einer Störung der elektrischen Signalübertragung des Gehirns beruht», so der Neuropsychologe. Bei einer Temporallappenepilepsie könne es nämlich vorkommen, dass eine Unterart von Déjà-vus ausgelöst wird. Diese dauert mehrere Sekunden und Betroffene sind überzeugt, voraussagen zu können, was im nächsten Moment passieren wird. Die Konsultation bei einer Neurologin oder einem Neurologen sei laut Brugger zudem empfehlenswert, wenn sich Déjà-vus längerfristig häufen und viele Male pro Tag erlebt werden.
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