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Synchronsprecher und -regisseur Rainer Brandt ist tot

Rainer Brandt

Ob Elvis, Winnetou, Bud Spencer oder Terence Hill: Er gab ihnen eine Stimme

· Online seit 07.08.2024, 14:11 Uhr
Rainer Brandt ist aus der deutschsprachigen Kino- und Fernsehlandschaft nicht wegzudenken. Er war die Stimme der Grossen Stars der 1960er- und 1970er-Jahre und machte mit seinen Dialogen die Filme von Bud Spencer und Terence Hill zu Hits.
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Rainer Brandt ist tot. Wie mehrere Quellen berichten, ist der berühmte Synchronsprecher und Autor mehrerer deutschen Film- und TV-Fassungen im Alter von 88 Jahren gestorben.

«Sleep well in your Bettgestell», «Na, Meisterchen, schon fit im Schritt?», «Siehst gut aus, heute schon gekotzt?», «Hände hoch – ich bin Achselfetischist!» oder «Dir spitz' ich den Spargel an, bis man dich für'n Pfirsich hält!». Die Sprüche sind legendär, einige Wendungen haben es sogar in den deutschen Sprachgebrauch geschafft.

Durchbruch mit «Die Zwei»

Dabei wollte Brandt ursprünglich Schauspieler werden, er landete aber in einem Synchronstudio. Er lieh in praktisch allen Filmen Elvis Presley die Stimme, sprach für Tony Curtis, Jean-Paul Belmondo, war in der deutschen «Winnetou»-Version Synchronsprecher von Mario Adorf, ist in James Bond als Felix Leiter («Dr No») zu hören.

Richtig verehrt wird Brandt aber bis heute für seine Dialogregie. 1972 bekam er den Auftrag, «Die Zwei» («The Persuaders!») mit Tony Curtis und Roger Moore für den deutschen Markt zu schreiben. Allerdings hielt er sich überhaupt nicht ans eher ernste und biedere Original. Plötzlich gab lockere Sprüche, sogar Referenzen an die Synchronisation selbst waren dabei («Du musst jetzt etwas schneller sprechen, Lordchen, sonst bist du nicht mehr synchron!»).

Neue Dialoge für eine neue Handlung

«‹Die Zwei› war im Original absolute Scheisse», sagte Brandt in einem Interview mit «Der Westen». «Aber ich mochte den Tony Curtis so sehr. Also hab ich mir gesagt: Da müssen wir was draus machen. Und dann haben wir dem Affen richtig Zucker gegeben.»

«Die Zwei» wurde für das ZDF zu einem riesigen Erfolg. Auf die lobenden Worte der ZDF-Redakteure meinte Brandt nur: «Noch so ein Spruch und deine Zahnbürste greift morgen ins Leere.»

Mit seinen neuen Dialogen gab es teilweise auch völlig andere Handlungsstränge, Szenen bekamen neue Bedeutungen. «Die 2» wurde nicht zuletzt wegen dieser Dialoge zu einem Hit in Deutschland. Brandt bezeichnete seine Synchronisation als «Schnodderdeutsch».

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«Das macht der Rainer in Berlin»

Durch den riesigen Erfolg wollten alle ein Stück von Rainer Brandt. «Terence Hill kam damals auf mich zu und hat mich gebeten, deren Filme zu synchronisieren.» Auch hier: Ein durchschlagender Erfolg. Das ging sogar soweit, dass auf dem Set, wenn jemand einen Text vergessen hatte, Bud Spencer jeweils sagte: «Ist doch scheissegal, das macht der Rainer in Berlin.»

Rainer Brandt schrieb deutsche Kinofassungen für zahlreiche Filme mit Louis de Funès oder Adriano Celentano, er kümmerte sich um die deutschen Dialoge in Serien wie «Ein Käfig voller Helden», «Seinfeld», «Frasier» oder «Alle unter einem Dach».

Rainer Brandt wurde nicht umsonst als «Synchron-Papst» bezeichnet. Er hat ganze Generationen mit seinem Sprachwitz und seiner Schnoddrigkeit geprägt. Dank ihm sind viele dieser Filme, die aus heutiger Perspektive nicht immer sehr gut gealtert sind, noch heute Kult und gehören zur Allgemeinbildung.

veröffentlicht: 7. August 2024 14:11
aktualisiert: 7. August 2024 14:11
Quelle: FM1Today

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