Der Auslöser von Migräne ist bis heute noch nicht genau bekannt. Man vermutet, dass es zu einer veränderten Gehirnaktivität kommt. In der Folge treten Funktionsstörungen der Nervenzellen auf und so erweitern und entzünden sich die Hirngefässe. Und nun wird es noch komplexer für die Wissenschaft.
Der Verlauf und auch der Auslöser sind bei jedem unterschiedlich, so kann niemand ganz genau erklären, wie es zur Migräne kommt. «Frauen sind häufiger betroffen, da die Hormone einen grossen Einfluss haben», sagt Philipp Balcerak, Leiter der Neurologie am Kantonsspital St.Gallen. Hier geht man vom Wechselspiel der Hormone aus. Frauen im gebärfähigen Alter sind zirka dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer.
Wie es zum Schmerz kommt, bleibt für die Medizin zumindest heute noch eine ungeklärte Frage. «Man weiss schon, dass es zu einem gewissen Ausmass mit den Gefässen zu tun hat. Deshalb hat man Medikamente entwickelt, die genau dort ansetzen.» Und das ist gemäss dem Neurologen die wirksamste Therapie, die es gibt. Die Behandlungsoptionen reichen von gängigen Schmerzmitteln wie Paracetamol über Triptane, die auch Begleitsymptome wie Übelkeit und Lichtempfindlichkeit bekämpfen.
Botox als Heilmittel?
Doch solche Attacken bringen trotz den Schmerzmitteln Migränepatienten an ihre Grenzen. So auch Nicole aus Wil, die vor zehn Jahren jede Woche von Migräne geplagt wurde. «Botox war meine Rettung. Seit zehn Jahren wende ich die Therapie an. Damals musste ich für die Therapie sogar bis nach Deutschland fahren.» Alle vier Monate wiederholt sie die Therapie und lebt damit seit rund zehn Jahren fast migränefrei.
«Seit ich mich für die Behandlung entschieden habe, hatte ich in den letzten zehn Jahren nur einmal Migräne oder Kopfweh.»
«Damit es Wirksam wird, muss diese Behandlung alle drei Monate wiederholt werden», ergänzt der Neurologe. Gerade bei chronischen Migränen, also bei Menschen, die zirka 15 Mal im Monat an Migräne leiden, könne diese Therapie wirken. Ob und unter welchen Bedingungen die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, muss individuell angefragt werden.
Heilmittel oder Placebo?
«In der Schweiz sind zirka eine Million Menschen betroffen und Migräniker ist man, sobald die Migräne bereits fünf Mal im Leben aufgetreten ist. Hunderte Menschen begleiten wir in unseren Sitzungen und versuchen, mit ihnen, einen Umgang mit der Krankheit zu finden», so Philipp Balcerak.
Ärzte raten zudem neben den Medikamenten zu Sport- und Entspannungsübungen, einem ausgeglichenen Schlafrhythmus, sowie einer ausgewogenen Ernährung. «Koffein kann teilweise helfen, jedoch jeder, der eine richtige Migräne durchlebt, soll sich nicht scheuen, ein Medikament zu nehmen, weil das am wirksamsten ist.»
Jede Migräneattacke braucht eine Therapie – ob Schul- oder Alternativmedizin. Aromatherapien, Pfefferminzöl, Migränepiercing sowie auch kalt-warme Bäder sind beliebte Behandlungen. «Wie immer in der Wissenschaft, ist ein Placeboeffekt nicht wegzudiskutieren», so der Neurologe. Aus wissenschaftlicher Sicht gebe es aber keine Daten dazu. Somit können diese Behandlungsmethoden eine Linderung bieten, sind aber keine Heilung.
Individuelle Therapien
Nicole gehört zu den Patientinnen, die mit Botox die Krankheit teilweise bekämpfen konnten. «Ich kann mir ein Leben ohne die Botox-Therapie nicht mehr vorstellen.»
Ob gelegentlicher oder chronischer Migräniker, der Neurologe bestätigt: «Migräne ist mehr als nur Kopfschmerzen und dabei ist man nicht mehr alltagsfähig.» Jeder Patient müsse für sich selbst die bestmögliche Therapieform finden.
So kann bei einer sporadischen Attacke ein Medikament helfen und bei chronischen Anfällen sollte man mit dem Arzt nach einer passenden Prophylaxe suchen. Anhand eines Migränetagebuches kann der Arzt die passende Therapieform bestimmen.
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