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Rennen um Schweizer ESC bleibt spannend – viele Orte scheitern an den SRG-Anforderungen

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Rennen um Schweizer ESC bleibt spannend – viele Orte scheitern an den SRG-Anforderungen

· Online seit 07.06.2024, 08:59 Uhr
Der Eurovision Song Contest findet nächstes Jahr in der Schweiz statt. Bern und Basel wagen sich mit ihren Konzepten aus der Deckung. Doch der Anforderungskatalog ist umfangreich – und selbst für Favoriten nur schwer umzusetzen.
Stefan Ehrbar / ch media
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Als in den Stadtverwaltungen vor einigen Tagen der Anforderungskatalog für die Austragung des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 eintraf, sank die Stimmung in den Büros. Denn das «city bid book» der SRG und der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Anlass mitveranstaltet und mitfinanziert, ist äusserst umfangreich. Städte, die den ESC austragen wollen, müssen etwa eine Halle mit Platz für Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer bieten, aber auch Flächen für Requisiten, Arbeitsplätze oder Dutzende Kommentator-Boxen. Genügend Hotelzimmer in der Region müssen nicht nur nachgewiesen, sondern garantiert werden.

Zu kleine Halle 

Nach der Decke strecken müssten sich alle Städte, die Interesse an einer Durchführung signalisiert haben. St.Gallen und Lausanne dürfen sich wohl keine grossen Chancen mehr ausrechnen. Bern hat sich am Donnerstag mit der lauwarmen Ankündigung, eine gemeinsame Kandidatur mit Biel «zu prüfen», keinen Gefallen getan. Bern schwebt vor, den Hauptanlass in der Neuen Festhalle durchzuführen und Nebenveranstaltungen in der Tissot-Arena in Biel.

Nur: Die Neue Festhalle in Bern ist nicht nur kleiner als ihre Konkurrenz in Basel, Zürich oder Genf, sie wird planmässig auch erst nächsten Frühling eröffnet. Eine nagelneue Halle mit einem riesigen TV-Anlass mit etwa 150 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern zu eröffnen, bei dem keine Kinderkrankheiten auftreten dürfen, und darauf zu hoffen, dass keine Bauverzögerung mehr eintritt - das werden die SRG und die EBU kaum wagen. Gut möglich ist, dass die Bundesstadt gar nicht erst formell eine Bewerbung einreicht: Man wolle das nur tun, «wenn eine reelle Chance auf einen Zuschlag besteht», heisst es in einer Mitteilung der Stadtregierung.

Basel nimmt Geld in die Hand

Ganz anders positionieren sich die Verantwortlichen von Basel. Sie lancierten einen Tag zuvor ihre Kandidatur - und machten klar: Der Stadtkanton ist gewillt, viel Geld zu investieren. Würde der ESC in der St.-Jakobs-Halle stattfinden, würde dort eine temporäre Deckenverstärkung eingebaut.

Nötig wäre das, weil die Dachlast der Decke für eine Show à la ESC zu tief ist. Die Basler Behörden wollen aber auch die Option offenhalten, den ESC im Fussballstadion auszutragen, das temporär überdacht würde. Dieser Plan könnte allerdings auch als Eingeständnis gedeutet werden, dass die eigene Konzerthalle den Anforderungen in zu vielen Punkten nicht gerecht wird.

Dennoch: Mit diesen ambitionierten Plänen hat die Kandidatur von Basel laut Beobachtern Boden gutgemacht. Zwar bleiben bei grösseren baulichen Massnahmen, die in Basel nötig wären, Termin- und Ausführungsrisiken, die jeder Veranstalter vermeiden möchte. Doch wie stark sich die Ausrichterstädte finanziell am ESC 2025 beteiligen, könnte am Schluss den Ausschlag geben.

Als Favoriten gelten weiterhin auch Genf und Zürich. Der Genfer Messebetreiber Palexpo hat in Absprache mit dem Kanton bereits kurz nach dem diesjährigen ESC-Final bekannt gegeben, eine Bewerbung einzureichen. Für Genf spricht die grosse Fläche, die die Messe bietet, und die Nähe zur EBU, die in der Stadt ihren Hauptsitz hat. Das würde der SRG finanziell entgegenkommen, liessen sich so doch Hotelübernachtungen einsparen.

Zürich und Genf als Favoriten

Einen ähnlichen Trumpf hat Zürich, denn hier ist das SRF zu Hause, das zu einem grossen Teil die Produktion verantworten dürfte. Eine Austragung im nur gut einen Kilometer von der Produktionsabteilung gelegenen Hallenstadion wäre vergleichsweise günstig. Hinzu kommt, dass dieses die grösste Konzertarena der Schweiz ist, die von ihren technischen Spezifikationen her trotz ihrem Alter von gut 90 Jahren weiterhin in der Lage ist, sämtliche grossen Konzerttourneen zu beherbergen. Anders als eine Messehalle müsste sie auch nicht umgebaut werden.

Die Stadt Zürich hat sich noch nicht zu ihrer Bewerbung geäussert. CH Media weiss aber, dass sie daran arbeitet. Alle interessierten Städte und Kantone haben bis am 28. Juni Zeit, ihre Offerte einzureichen. Danach werden die SRG und die EBU diese auswerten. In einem zweiten Schritt werden sie wohl mit zwei Städten weiterverhandeln, allenfalls mit mehr. Ein definitiver Entscheid dürfte bis Ende August fallen. (stefan ehrbar/aargauerzeitung.ch)

veröffentlicht: 7. Juni 2024 08:59
aktualisiert: 7. Juni 2024 08:59
Quelle: watson.ch

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