Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht, berichtete die Fachzeitschrift «The Lancet». Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf war an der Studie beteiligt.
In einigen wohlhabenden Ländern und bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen erreiche die Zahl inzwischen ein Plateau oder sinke leicht, sagte Majid Ezzati vom Imperial College in London, etwa bei Frauen in Spanien und Frankreich. Die genauen Gründe dafür herauszufinden, war nicht Teil der Analyse.
Chronische Krankheit
Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsformen auslösen. «Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmass hinausgehende Vermehrung des Körperfetts», schreibt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft. Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Grösse berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht die Gesellschaft von «Adipositas Grad I».
Im Jahr 2022 waren insgesamt 880 Millionen Erwachsene und 159 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren stark übergewichtig. 9,3 Prozent der Jungen galten 2022 als fettleibig, 6,9 Prozent der Mädchen. Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent, und er verdreifachte sich bei Männern auf 14 Prozent.
Die insgesamt höchsten Adipositas-Raten gab es in Inselstaaten im Pazifik wie Niue, Tonga und Amerikanisch-Samoa mit teils über 60 Prozent. In den Top Ten waren in einzelnen Kategorien auch Katar, Ägypten, Chile und die USA. Die niedrigsten Raten verzeichneten Madagaskar, Burkina Faso, Vietnam und Äthiopien. Rasant war der Anstieg unter anderem in den USA: Der Anteil der Frauen mit Adipositas stieg von 21,2 Prozent 1990 auf 43,8 Prozent 2022, bei den Männern stieg der Anteil von 16,9 Prozent auf 41,6 Prozent.
Unterernährung und Übergewicht
Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, berichtete die WHO. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der Nähe von Schulen verkauft werden und dass Reklame dafür, die sich an Kinder richtet, eingeschränkt wird. Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren. Die WHO räumte ein, dass gute Ernährung teuer sein kann.
Die andere Seite des Ernährungsproblems: Gleichzeitig seien weltweit auch hunderte Millionen Menschen weiter von Mangel- und Unterernährung betroffen, heisst es in der Studie, vor allem in Ländern in Südostasien und in Afrika südlich der Sahara. Unterernährung sei für die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. Starkes Übergewicht und Unterernährung seien zwei Seiten desselben Problems: schlechter Ernährung, so die WHO.
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