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«Das ist die wichtigste Wahl unseres Lebens» – Harris nun offizielle demokratische Kandidatin gegen Trump

USA

Harris nimmt Nomination an und feuert gegen Trump: «Die wichtigste Wahl unseres Lebens»

23.08.2024, 06:42 Uhr
· Online seit 23.08.2024, 06:41 Uhr
Zum Abschluss des Parteitags der Demokraten in Chicago hielt US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ihre Nominationsrede. Sie zeigte auf, was sie als US-Präsidentin erreichen möchte und sie schoss heftig gegen ihren Kontrahenten Donald Trump.
Ralph Steiner / watson
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Der Auftritt

Maya Harris, die Schwester der US-Vizepräsidentin, und Roy Cooper, Gouverneur von North Carolina, bauten als letzte Redner eines viertägigen Parteitags die Rampe. Und dann war sie da.

Nach einem mehrere Minuten dauernden Intro-Videoclip, mit viel Pathos und Emotionen, betrat US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris um 4:31 Uhr Schweizer Zeit unter tosendem Applaus die Bühne.

«Good Evening» schmetterte Harris in eine vollgestopfte Halle in Chicago, danach musste sich die 59-Jährige nochmals einige Minuten gedulden, weil die Ovationen und Sprechchöre nicht aufhören wollten.

Zu Beginn bedankte sich Harris bei ihrem Ehemann Doug Emhoff und bei US-Präsident Joe Biden. «Deine Bilanz ist aussergewöhnlich, das wird die Geschichte zeigen. Ich bin voller Dankbarkeit.» Tim Walz («Coach Walz») werde ein unglaublicher Vizepräsident sein.

Familiengeschichte

Das erste Thema, das Kamala Harris anschnitt, war ihre Familiegeschichte. Sie erzählte von ihren eingewanderten Eltern, deren ersten Momenten in den USA.

Ihre Mutter, eine Brustkrebsforscherin, sei eine brillante, kleine Frau gewesen, mit einem Akzent. Mutig sei sie gewesen, tough, und sie habe die Töchter eines gelehrt: Sich nicht über Ungerechtigkeiten zu beklagen, sondern etwas dagegen zu tun. «Ich vermisse sie jeden Tag und speziell jetzt. Aber ich weiss, dass sie herunterschaut und lächelt.»

Harris erzählte berührende Geschichten, etwa die ihrer besten Freundin, die von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht wurde und nicht mehr nach Hause gehen wollte. Das sei einer der Gründe gewesen, warum sie Staatsanwältin geworden sei. Jeder Mensch habe ein Recht auf Sicherheit, Würde und Gerechtigkeit.

Nach einer Viertelstunde war es dann so weit. Kamala Harris sprach die formell alles entscheidenden Worte: Sie nahm die Nomination der demokratischen Partei zur US-Präsidentschaftskandidatin offiziell an.

Die Halle tobte und auch Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz klatschte wild in seine Hände.

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Die Versprechen

Kamala Harris versprach, eine Präsidentin zu sein, welche das Land vereinigt. Das Wohl der Nation über das Wohl der Partei und sich selbst zu stellen.

Sie stehe für Rechtsstaatlichkeit, freie und faire Wahlen und die friedliche Übergabe von Macht, sagte Harris mit einem Seitenhieb, den jeder in der Halle sofort begriff.

Harris zählte ihre Erfolge als Juristin auf. Sie habe sich eingesetzt für Kinder, Frauen, Studenten, Arbeiter und Veteranen. Sie habe es mit Grossbanken und Drogenkartellen aufgenommen und für Gerechtigkeit gekämpft. Ihr Weg sei nun der vom Gerichtsgebäude ins Weisse Haus («From the Court House to the White House»).

Angriff auf Donald Trump

Die Präsidentschaftswahl am 5. November sei nicht nur die «wichtigste Wahl unseres Lebens», sondern «eine der wichtigsten in der Geschichte der USA», sagte Harris in ihrer Rede. Gelange Donald Trump zurück ins Weisse Haus, seien die Konsequenzen extrem ernst:

Harris erwähnte, dass Trump ein verurteilter Straftäter sei, und sie thematisierte den bewaffneten Mob, den er nach seiner Wahlniederlage dazu angestachelt hat, das Kapitol zu stürmen. Man müsse sich bewusst sein, was Donald Trump vorhabe, wenn er nochmals Präsident werde.

Dazu gehöre etwa, gewalttätige Straftäter zu begnadigen und gleichzeitig politische Gegner und Journalisten ins Gefängnis zu stecken. Harris betonte auch, welche Macht Trump als US-Präsident haben würde, speziell nach dem Entscheid des obersten Gerichts, das US-Präsidenten künftig Immunität vor Strafverfolgungen garantiert.

Trump setze sich nicht für das Volk oder die nationale Sicherheit ein, «sondern nur für sich selbst». Harris warnte mehrere Minuten davor, was passieren werde, wenn er ein zweites Mal an die Macht komme, dies könne man im Projekt 2025 nachlesen.

Trump wolle das Land zurück in alte Zeiten zerren, und etwa Gesetze wie den Affordable Care Act und zahlreiche weitere sozialpolitischen Errungenschaften rückgängig machen, doch «wir lassen das nicht zu».

Die Wirtschaft

Harris möchte sich für das Wohlergehen der Mittelklasse einsetzen, weil auch sie Teil einer Familie der Mittelklasse war. Jeder solle die Möglichkeit haben, erfolgreich am Wettbewerb teilnehmen zu können, «egal, ob ihr auf dem Land lebt, in einem kleinen Dorf oder in einer Grossstadt».

Als Präsidentin werde sie dafür sorgen, dass Jobs entstünden und kleine Firmen Zugang zu Kapital erhielten. Harris möchte die Kosten für Güter des Alltags senken (Medikamente, Lebensmittel), die Wohnungsknappheit beenden und soziale Sicherheit schützen.

Auch bei ihren wirtschaftlichen Zielen machte Harris einen Vergleich mit den Errungenschaften von Donald Trump. Er habe nie für die Mittelklasse gekämpft, sondern die Steuern für Superreiche gesenkt:

Sie wolle – im Gegensatz zu Trump – Steuererleichterungen für Mittelklasse, die mehr 100 Millionen Amerikanerinnen und Amerikanern zugutekämen.

Abtreibung

Natürlich ging Kamala Harris in ihrer Rede auch auf das Thema Abtreibung ein. Und auf die Tatsache, dass Trump in seiner Amtszeit mehrere Bundesrichter nominierte, die das landesweite Recht auf Abtreibung (Roe v. Wade) kippten.

In den vergangenen zwei Jahren sei sie durchs Land gereist und habe unzählige Geschichten erfahren. Geschichten von Frauen, die auf einem Parkplatz eine Fehlgeburt erlitten, eine Blutvergiftung bekamen und die Möglichkeit verloren, jemals wieder Kinder zu bekommen.

Geschichten von Ärzten, die Angst hatten, für die Betreuung ihrer Patienten ins Gefängnis zu kommen. «Dies passiert in unserem Land wegen Donald Trump», so Harris.

Werde er wiedergewählt, ginge es so weiter. Trump wolle unter anderem einen nationalen Koordinator für Abtreibungsbekämpfung einsetzen und «die Bundesstaaten zwingen, über Fehlgeburten und Abtreibungen von Frauen zu berichten.

Aussenpolitik

Harris ging auch auf die Kriege in der Ukraine und den Nahen Osten ein. Trump habe Putin und Russland ermöglicht, die Ukraine anzugreifen. Sie hingegen stehe für eine starke NATO, welche die Ukraine unterstütze.

Was den Nahen Osten betreffe, würden sie und Joe Biden rund um die Uhr an einer Lösung arbeiten. Es brauche einen Geiseldeal und einen Waffenstillstand.

veröffentlicht: 23. August 2024 06:41
aktualisiert: 23. August 2024 06:42
Quelle: watson

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