Die letzten Jahre waren hart für Rita und Masi. Sehr hart. Alles haben sie verloren. Ihr geliebtes Restaurant «La Piazzetta», das legendäre «Sommerkino» und nicht zuletzt verstarb Ritas Vater – alles irgendwie wegen Corona.
Masi ist aufgrund seiner angeschlagenen Lunge Risikopatient. Die beiden wollten und konnten weder die Beiz noch das Sommerkino so früh wieder öffnen und führen, wie es die Restaurant-Besitzer und Kino-Sponsoren verlangten – Schutzkonzepte hin oder her.
Full House: Im «Pizzi» bei Rita und Masi war immer etwas los, auch wenn man manchmal viel Zeit mitbringen musste bis zum Hauptgang.
Totaler Rückzug während Pandemie
Die beiden zogen sich über Jahre zurück und gingen aus Angst vor einer Ansteckung nur noch nachts aus dem Haus. «Die Nacht hat uns die Freiheit gegeben», sagt Rita. Sie waren konsequent, haben sich geschützt und in völliger Dunkelheit in Hofläden eingekauft.
«Es war eine spannende, aber auch eine einsame Zeit». Masi hat die Pandemie ohne Ansteckung überstanden, doch Ritas Vater starb am Ende mit Corona. Der schwache Trost für die beiden ist sein Haus, in dem sie leben. Finanzielle Reserven gibt es nicht. «Wir sind wieder bei null», sagt Rita. «Alles, was wir aufgebaut haben, ist weg.»
Zurück im «Sommergarten» in der Marktgasse
Die schöne Nachricht: Jetzt sind die beiden Stadtoriginale wieder da. Während der EM führten die beiden den «Eurogarten» vor dem «Choufhüsi» in der Marktgasse. «Wir wollten einfach gemeinsam mit anderen Menschen Fussball schauen. Zuerst bei uns in Hof mit dem Pub ‹Feiss und Heimlich› zusammen, aber das ging nicht wegen der Parkplatzsituation. Und so hat sich dann die Zusammenarbeit mit dem Restaurant ‹ala carte› ergeben», erklärt Rita.
Die beiden sind weder angestellt noch ist der «Sommergarten» ihr Betrieb. «Wir helfen einfach», sagt Rita. Sie ist bei den Gästen an den Tischen, Masi anfangs am Burgergrill, jetzt als Pinsa-Bäcker in der Küche des «ala carte». «Wir machen das ehrenamtlich und aus Freude, weil wir etwas erleben wollen mitten in der Stadt.»
Der «Eurogarten» während der Fussball-EM wird nun noch zum «Sommergarten». Das Wetter ist nun deutlich besser – und die Tische sind voll.
Warum nicht schon früher?
Weil das Wetter während der EM ziemlich mies und die Gäste oft wenig zahlreich waren, wird das Pop-Up nun bis Ende Juli unter dem Namen «Sommergarten» verlängert. Und siehe da – die fünf Tischchen sind praktisch immer voll. «Warum ist man nicht eher auf diese Idee gekommen?», fragen die Gäste Rita fast täglich.
Es sei sehr spannend zu beobachten, was sich an diesem sonst wenig belebten Ort entwickle, fügt sie hinzu. Die Holzstühle stammen übrigens aus dem einstigen Piazetta. Und auch manch ehemaliger Gast schaut vorbei und lässt sich am Tisch von Rita mit dem Handy filmen, genau wie früher. Denn Rita kennt viele Leute – und viele Leute kennen Rita.
Soweit alles unklar
Am Sonntag, 28. Juli, ist übrigens Schluss – zumindest vorerst. Ausgerechnet für die «Kinonächte» muss der Sommergarten ruhen. Wie es danach weitergeht, wissen sie noch nicht. Theoretisch könnten sie nochmals für einen Monat zurückkommen. Die Sonderbewilligung der Stadt für die Bewirtung in der Marktgasse gilt bis Mitte September.
Und nächsten Sommer? Das ist ebenfalls noch offen. Das einzige, was bei Rita und Masi sicher ist, ist, dass nichts sicher ist. Die beiden geniessen ihre Freiheit mehr denn je. Ganz nach dem Motto: Wer nichts hat, kann auch nichts verlieren. Für Langenthal und die Wiederbelebung der Innenstadt sind die beiden jedenfalls ein Gewinn.
Früher «Sommerkino», heute «Kinonächte»: Das Kino unter freiem Himmel in der Marktgasse war die Idee von Rita und Masi.
P.S.: Wer die beiden noch aus den Zeiten als Wirtepaar im «Chrämerhuus» kennt, darf sich freuen. Das selbstgemachte Brot mit der legendären Currysauce gibts auch im «Sommergarten». Allerdings nicht mehr gratis wie dazumal. Soviel Kommerz muss dann doch sein.
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