Mittelland
Solothurn / Grenchen

Influencer veröffentlicht Video zur Verenaschlucht – und verärgert Bürgergemeinde

«Der Praktikant»

Influencer veröffentlicht Video zur Verenaschlucht – und verärgert Bürgergemeinde

· Online seit 30.05.2024, 12:54 Uhr
Die Bürgergemeinde Solothurn hat ein Reglement, welches untersagt, die Verenaschlucht zu bewerben. Grund dafür ist ein befürchteter «Overtourism». Der Influencer Fabian Egger, bekannt als «Der Praktikant», hat es dennoch getan. Das sagt er dazu.
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Fabian Egger ist ein schweizweit bekannter Influencer. Er bewirbt verschiedene Ausflugsziele, oft verbunden mit einer Kooperation und verdient so sein Geld. Seine energiegeladene Art mag für manche Menschen etwas zu aufgedreht wirken – doch sie sorgt für einen Wiedererkennungswert.

Bürgergemeinde Solothurn ist «not amused»

Wo «Der Praktikant» war, wollen auch seine Followerinnen und Follower hin. Man könnte also meinen, wenn er mit seiner Kamera vorbeikommt, freuen sich alle. Nicht aber die Bürgergemeinde Solothurn, wie die Solothurner Zeitung berichtet.

Im April besuchte Egger die Verenaschlucht. In einem einminütigen Video dokumentierte er seinen Besuch, indem er die Schlucht, den kleinen Bach und die Kapelle zeigt. Dabei betont er immer wieder, wie schön dieser Ort sei. Die Bürgergemeinde Solothurn ist darüber aber gar nicht erfreut. Laut ihr hätte Egger in der Schlucht gar nicht filmen dürfen.

Gefahr von «Overtourism»

Die Bürgergemeinde befürchtet, dass die Verenaschlucht den Charakter als «Ort der Ruhe, Stille und Spiritualität» verlieren könnte. Das, weil immer mehr Leute die Schlucht besuchen und durch noch mehr Aufmerksamkeit die Gefahr von «Overtourism» entsteht.

Die Bürgergemeinde hat also keinerlei Interesse daran, in irgendeiner Form für die Schlucht zu werben und damit noch mehr Menschen anzuziehen. Das hat «Der Praktikant» aber mit seinem Video getan – wenn auch vielleicht unbewusst.

Verstoss gegen die Vorschriften

Aus Angst vor zu vielen Besuchenden hat die Bürgergemeinde die Regel aufgestellt, dass für Foto- und Videoaufnahmen vorgängig eine Bewilligung eingeholt werden muss. Egger hat mit seinem Video gegen diese Vorschriften verstossen.

«Meine Grossmutter wohnt in Zuchwil. Ich kenne die Verenaschlucht, seit ich ein Kind bin», erklärt Egger. Er habe nicht gewusst, dass er in der Schlucht nicht filmen dürfe. Es sei zudem nicht seine Absicht gewesen, mit seinem Post diesem Ort zu schaden.

Verenaschlucht nicht bewerben – ein Widerspruch in sich?

Der Direktor des Tourismusbüro Solothurn sagt gegenüber der Zeitung: «Wir würden nie einen Influencer in die Verenaschlucht einladen». Denn: die Gefahr, dass zu viele Leute die Verenaschlucht besuchen würden, bestehe tatsächlich. Auch bewerbe das Tourismusbüro Solothurn die Schlucht nur «reaktiv», also, nur wenn aktiv nach dem Ort gefragt werde.

Wenn man aber in der Google-Suche nach «Ausflugszielen in Solothurn» sucht, ploppt relativ schnell die Verenaschlucht auf. Auch auf solothurn-city.ch erscheint in der Rubrik «Ausflugsziele und Erlebnisse» die Schlucht gleich an zweiter Stelle.

Fabian Egger erklärt sich

Fabian Egger hat das Video zwar nicht zu kommerziellen Zwecken gemacht, trotzdem haben es mehrere Hunderttausend Menschen gesehen. Damit hat der Influencer nicht gerechnet. «Manche Beiträge, die ich teile, haben nur 20'000 Views», sagt er.

Über die Gefahren des «Overtourism» sei er sich bewusst. Deswegen gehe er zum Beispiel auch nicht nach Lauterbrunnen. «Meine Absicht ist es, dass Schweizerinnen und Schweizer in ihrem Land Ausflüge machen und dieses so entdecken», so Egger.

(SZ / avdl)

veröffentlicht: 30. Mai 2024 12:54
aktualisiert: 30. Mai 2024 12:54
Quelle: 32Today

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