Mittelland
Solothurn / Grenchen

Solothurn: Weniger Outdoor-Konzerte und Unmut in der Gastronomie

Lärmbeschwerden

Will Solothurn Kultur ausbremsen? – Stadt erlaubt weniger Konzerte im Freien

· Online seit 02.07.2024, 12:52 Uhr
Zuerst wurden die Gastronomen wegen ihrer bepflanzten Terrassen angefeilt, dann wurden die «Mediterranen Nächte» gekürzt. Nun müssen auch noch geplante Konzerte im Freien abgesagt werden. Die Stadt Solothurn scheint das Gastronomie-Leben auszubremsen. Betreibende und Veranstaltende zeigen sich enttäuscht.
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Das Stadtfest Solothurn war ein voller Erfolg! Nebst abwechslungsreichem Essen, Riesenrad-Fahrten und Zipline über der Aare waren bestimmt auch die musikalischen Einlagen ein Highlight des Festes. Nun dürfte aber eine Konzert-Durststrecke erfolgen. Die Stadt erlaubt nämlich weniger als früher, berichtet die «Solothurner Zeitung».

Will die Stadt Gastronomiebetrieben das Leben schwer machen?

Im Frühling 2024 schrieb die Baukommission der Stadt Solothurn vielen Gastronomiebetrieben einen Brief. Grund waren die Bäume und Pflanzen, die ihre Terrassen von aussen umrahmen. Diese widersprechen dem Leitfaden und müssten angepasst werden. Die Wirtsleute waren wütend über diese Forderung – war die Bepflanzung schliesslich jahrelang kein Problem gewesen.

Dann folgte nur knapp zwei Monate später der nächste Hammer: Die «Mediterranen Nächte» wurden vom Kantonsrat gekürzt. Eigentlich hätten Restaurants und Bars ihre Aussenterrasse diesen Sommer an 11 statt nur sechs Wochenenden bis drei Uhr nachts geöffnet haben dürfen. Aufgrund von Beschwerden der Anwohnenden wurden die zusätzlichen Nächte aber wieder abgezogen. Die Wirtsleute sind enttäuscht.

Hafebar muss Konzerttechnisch abspecken

«Bislang war es uns erlaubt, an drei Wochenenden Konzerte zu organisieren», erzählt Til Estermann, der Co-Geschäftsführer der Hafebar. Eigentlich wären das Eröffnungswochenende im Frühling, das Hafebar-Fest im Sommer und das Schlussfest im Herbst geplant gewesen. Während dieser Wochenenden sei die Zahl der Konzerte bislang nicht begrenzt gewesen. «Zudem konnten wir über die Saison so viele unverstärkte Konzerte ansetzen, wie wir wollten».

Das hat sich dieses Jahr aber geändert. «Diese Saison dürfen wir noch zwei einstündige Konzerte organisieren», sagt Estermann. Unverstärkte Konzerte dürften sie nur noch drei durchführen. Deshalb gibt es dieses Jahr andere Anlässe, wie zum Beispiel ein Jass-Turnier oder einen Brunch. Trotzdem sei das «nicht das gleiche».  Die Änderungen seien dem Hafebar-Team von der Stadtpolizei kommuniziert worden.

Standpunkt der Stadtpolizei

Walter Lüdi, Kommandant der Stadtpolizei, bestätigt die strengeren Regeln der heurigen Saison. Diese seien jedoch nötig gewesen, weil in den vorherigen Jahren vermehrt Lärmklagen eingereicht worden seien. «Es gab auch kritische Rückmeldungen, dass wir bislang bezüglich Bewilligungen zu tolerant waren», sagt Lüdi.

Deshalb wurde bei einer Sitzung der Gemeinderatskommission beschlossen, dass die festgeschriebenen Regeln konsequent durchgesetzt werden sollten. «Pro Jahr und Betrieb kann die Stadtpolizei in der Regel 2 Musikdarbietungen bis längstens um 22 Uhr bewilligen», ist in den Vollzugsvorschriften zum Reglement über die Nutzung des öffentlichen Raumes zu lesen.

Bislang war die Stadtpolizei grosszügiger unterwegs, was zusätzliche Bewilligungen angeht. «Aufgrund der Rückmeldungen aus der Bevölkerung und den Vorgaben der Politik werden wir die Praxis entsprechend anpassen», erklärt Lüdi.

Keine Partys mehr im Solheure

Die strengeren Regeln der Stadt bekommt auch das Solheure zu spüren. Der Präsident der Genossenschaft Baseltor (zu welcher auch das Solheure gehört), Matthias Anderegg, thematisierte diesen Umstand in seinem Jahresbericht. «Wo auf engem Raum gelebt, gearbeitet und gefeiert wird, entstehen Schnittstellen, die zu Spannungen führen können. Klagen über Lärmemissionen vonseiten einzelner Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt ist eine davon», schrieb er.

Das Solheure wolle nicht jeden Tag bis drei Uhr nachts geöffnet haben, die regulären Öffnungszeiten seien ausreichend. «Vielmehr geht es uns um die speziellen Anlässe», sagt Anderegg. Derzeit sei es jedoch ziemlich aussichtslos, die Bewilligung zu erhalten, um länger geöffnet zu haben. «Wir haben von Anfang an das Gefühl, dass es dann doch nicht möglich ist».

Deshalb verzichtet das Solheure mittlerweile komplett auf Partys und auch Konzerte werden im Solheure viel weniger durchgeführt als früher.

(SZ / avdl)

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veröffentlicht: 2. Juli 2024 12:52
aktualisiert: 2. Juli 2024 12:52
Quelle: 32Today

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