Mittelland
Solothurn / Grenchen

Storchensiedlung Altreu: Viele Babys haben das Regenwetter nicht überlebt

Nasses Wetter

Viele Storchenbabys in Altreu sind gestorben

· Online seit 06.06.2024, 04:30 Uhr
Der nasse Frühling im Mittelland macht den Störchen das Leben schwer. Viele der Babys schaffen es in diesem Jahr nicht und sterben wegen der schlechten Wetterbedingungen. Ein Interview mit «Storchenmama» Renata Gugelmann vom Infozentrum Witi in Altreu
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Frau Gugelmann, wie ist die Situation bei den Jungtieren in diesem Jahr?

Auch wir in Altreu hatten wegen des schlechten Wetters viele Storchenbabys, die es nicht geschafft haben. In diesem Jahr haben rund 70 Jungtiere in 63 Nestern überlebt. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es deren 122. Da sieht man, welch grossen Einfluss das Wetter auf das Überleben der jungen Störche hat.

Warum sterben die jungen Störche bei schlechtem Wetter?

Störche haben wie die meisten Vögel eine Körpertemperatur von rund 40 Grad. Bei Aussentemperaturen von 8 Grad in der Nacht und Regen ist es auch für die Eltern fast unmöglich, ihre Jungen unter den Fittichen warm zu halten. Sind die Storchenbabys dann nass und unterkühlt, werden sie krank und sterben dann meist an einer Lungenentzündung.

Kann man den Storchenbabys helfen?

Nein. Das tönt jetzt vielleicht etwas paradox, aber gerade weil die Störche eine geschützte Vogelart sind, dürfen wir Menschen nicht eingreifen – das ist sogar verboten. Zudem wäre es für die Vögel auch viel zu stressig, wenn Menschen auf die Nester klettern würden, um die Jungtiere herunterzuholen. Das ist halt einfach die Natur. Auch die Storcheneltern können «brutal» sein, wenn sie ein zu schwaches Storchenbaby lebendig aus dem Nest werfen. Unten warten dann schon die Füchse, die ihrerseits auch Junge haben und Nahrung brauchen – so schliesst sich der Kreislauf der Natur.

Wie gehen Sie persönlich damit um, wenn so viele Babys sterben?

Das ist schon tragisch und man sieht das nicht gerne. Aber es ist die Realität und man muss bei allen positiven Seiten auch die negativen ertragen. Das einzige, was wir machen können, ist die Lebensräume der Störche zu schützen und die grossen Nester zurückzustutzen.

Nester zurückstutzen? Das müssen Sie erklären..

Im Dezember, wenn die Störche ausgeflogen sind, holen wir die besonders grossen und schweren Nester herunter und betreiben sogenannte «Horstpflege». Weil Störche jedes Jahr an ihrem bestehenden Nest weiterbauen, kann so ein Nest bis zu einer Tonne schwer werden. Das Problem: Mit der Zeit wird es so dicht, dass das Wasser nicht mehr abfliessen kann und sich bei Regen eine für die jungen tödliche Pfütze im Nest bildet. Deshalb schauen wir, dass die Nester nicht zu gross werden – das ist eine unserer Aufgaben im Storchenzentrum.

Haben Sie noch eine gute Nachricht für uns?

Ja, die rund 70 jungen Störche, die bis jetzt überlebt haben, sollten es nun schaffen. Sie sind nun so gross, dass beide Elternteile gleichzeitig auf Futtersuche gehen können und das Jungtier alleine im Nest verbleiben kann. Schon bald werden die ersten Jungtiere mit ihren Flugübungen starten. Im August ziehen sie dann Richtung Süden, etwa einen Monat später folgen ihnen die Eltern.

Auch die Storchenbabys in Brittnau und Kaiseraugst haben dieses Jahr zu kämpfen, wie das Video von Tele M1 zeigt:

Quelle: Tele M1

veröffentlicht: 6. Juni 2024 04:30
aktualisiert: 6. Juni 2024 04:30
Quelle: 32Today

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